Auf in den Norden…
16 06 2010Genauer gesagt: 1700 km nördlich! Aber noch sind wir nicht da, unsere letzten Schritte seit Byron Bay waren eher 100 km und 80 km.
Nachdem wir unseren letzten Tag in Byron Bay mit einem Bad im Whirlpool gekrönt haben und unsere Zelte die Nacht zuvor bei starkem Regen überlebt haben, ging es für uns am Mittwoch weiter nach Surfers Paradise. Allerdings nicht ohne einen Besuch in Nimbin auszulassen. Nimbin ist eine uralte Hippiestadt, im Hinterland von der Gold Coast, wo vor etwa 30 Jahren mal das Aquarius Festival stattgefunden hat. Und manche sind seitdem wohl nicht mehr aus dem kleinen Örtchen weggekommen. Es liegt mitten in den Bergen, in einer schönen Landschaft – grün, felsig, Wälder – und besteht eigentlich nur aus einer Straße, an der sich Cafés und Kifferzuberhör-Läden aneinander reihen. Ein Paradies für manch einen – die Hölle für manch anderen. Man konnte wohl noch vor einigen Jahren sämtliche Drogen auf der Straße erstehen, allerdings ist die Polizei so präsent, dass dies nun gänzlich unterbunden ist. Man fühlt sich ein bisschen wie in die wilden Siebziger zurückversetzt und so manch ein Hippie dort lebt das auch noch. Für uns war es ein netter Ausflug in eine andere Zeit. Da dies nur ein Tagestrip sein sollte, ging es wieder zurück an die Küste, Richtung Surfers Paradise. Man fährt an der Küste entlang, die Gold Coast, und fühlt sich ein bisschen wie in Amerika – die Orte heißen Miami, Palm Beach und dergleichen. Und ich hatte mir das alles etwas anders vorgestellt. Mehr so beschaulich wie in Byron Bay, aber da wurden wir bitter enttäuscht. Hier reiht sich eine Hotelhochburg an die andere und es geht nur ums Sehen und Gesehen werden. Nicht ganz das richtige für uns. Dennoch entschieden wir uns, einen Nacht im „Backpackers in Paradise“, einem ganz netten Hostel, einzuchecken und mal wieder richtig die Sau raus zulassen. Erst einmal fühlten wir uns aber wirklich ein bisschen wie im Paradies , denn unser Vierbett-Dorm verfügte über ein eigenes Badezimmer – welch ein Luxus. Das hieß, dass wir es uns nicht mit 20 anderen teilen mussten – herrlich! Wir entschlossen uns, eine Bartour, von allen Hostels im Ort organisiert, mitzumachen – nie wieder!!!! Das Beste an dem Abend war, dass wir eine Badehandtuch und eine Hawaiikette geschenkt bekommen haben. Ansonsten wird man mit 100 anderen Backpackern, die meisten davon völlig besoffene Engländer oder Kanadier, durch 4 verschiedene Bars/ Clubs kutschiert, in dem man dann ein Freigetränk bekommt und nach 1,5 Stunden weiterzieht in den nächsten. Wir haben dennoch das Beste daraus gemacht, aber für uns war alle klar – ein Mal, und nie wieder! Die Nacht endete für uns gegen 2 Uhr und wir fielen alle sehnsüchtig in unsere Betten, welche nach 4 Nächten zelten ein wahrer Luxus waren. Am nächsten Morgen sollte es weitergehen – nur niemand wusste so recht wohin. Direkt nach Brisbane? Noch irgendwo eine Nacht einlegen? Es waren allerdings nur noch 80 km bis nach Brisbane. Also verbrachten wir ein paar Stunden in der Umgebung von Surfers Paradise, saßen am Pier, ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und guckten auf den Ozean. Und siehe da, wir sahen eine Schildkröte – und zwar keine Kleine. Unser Highlight das Tages! Nach einer kurzen Lagebesprechung entschieden wir uns, nun nach Brisbane reinzufahren und auf dem Caravan Park zu übernachten. Wieder campen! Und siehe da, unser Weg führte uns direkt, dank gutem Orientierungssinn, Navigation und Karten zusammen basteln, zum Campingplatz. Der einzige, der nur 4 km vom Stadtzentrum entfernt lag. Und da uns das Glück gut gesonnen war, gab es auch noch einen freien Platz für uns. Also schlugen wir unsere Zelte wieder auf, aber für mich hieß es endlich: Luzie, ich komme! Denn ich und Maddie schliefen im Auto, während Carla und Charlie unbedingt ins Zelt wollten. Und die erste Nacht mit meiner Luzie war toll! Es ist so gemütlich und kuschelig und ich bin ganz begeistert von meinen selbstgebastelten Vorhängen, die uns hier nun endlich mal zu Gute kamen. Eigentlich wollten wir nur für zwei Nächte auf dem Campingplatz verweilen, weil wir dann direkt am Samstag in die Stadt in ein Hostel mitten in der Stadt ziehen wollten, um die Fussballspiele zu gucken. Die WM Spiele werden in Australien zu unmenschlichen Zeiten übertragen. Wenn man Glück hat mal um Mitternacht oder sogar früher, aber unsere ersten Spiele, England und Deutschland, waren leider um 4.30 Uhr morgens. Aber wir haben uns anders entschieden. Denn man kam mit dem Bus gut in die Stadt und musste so oder so durchmachen, um sich die Spiele anzugucken und konnte so den ersten Bus wieder zurück nehmen. Allerdings fiel für mich persönlich das Englandspiel aus, da ich die Nacht zuvor etwas zuviel Wein mit ein paar Camper-Nachbarn getrunken hatte und unbedingt fit für unser großes Spiel gegen Australien sein wollte. Aber ich habe nicht wirklich viel verpasst, wie mir später berichtet wurde. Auf unserem Campingplatz waren viel nette Deutsche, ein paar Franzosen und andere Nationen an Backpackern und Australier, die mit ihren Campervans jedem Haus Konkurrenz machen können. Zum neidisch werden! Aber wir fühlen uns auch so wohl – ohne den ganzen Luxus.
Das Spiel! Für den Sonntagabend schlossen wir uns alle zusammen, also wir Deutschen, und veranstalteten ein großes Barbecue, um uns auf den Abend einzustimmen. Mit dem letzten Bus, gegen 11 ging es dann in die Stadt. Wir wollten das Spiel auf einem Platz gucken, wo sie eine große Leinwand aufgebaut hatten – Public Viewing in Australien. Zuvor ging es aber in einen Club, in dem schon das erste Spiel des Abends übertragen wurde und wo man sich schön auf unser Spiel einstimmen konnte. Viele, viele Deutsche waren gekommen, um gemeinsam zu feiern. Wir zogen gegen halb drei zum Platz der Liveübertragung, wo wir mit reichlich Geschenken überworfen wurden. Eine Decke, ein Fanschal, eine Mütze, Unterhosen und Handtücher – alles von unserer gegnerischen Mannschaft , den Socceroos! Der Platz füllte sich immer mehr mit Deutschen und Australiern und die Stimmung war am Kochen. Schlachtrufe wurden kundgegeben, wobei die Deutschen eindeutig die Australier übertrumpften. Und dann war es so weit, um 4.30 Uhr Ortszeit war Anstoß und schon in den ersten Minuten sollten wir in Tor schießen. Der Deutsche Fanblock war am Brodeln… auf der Australischen Seite wurde es immer ruhiger. Und nach 90 Minuten war es offiziell – wir hatten den Australiern heftig in den Hintern getreten. Allerdings nahmen diese es meist sehr gelassen hin, so dass wir unserer Freude freien Lauf lassen konnten. In einer großen Menschentraube wanderten wir zum Busstopp und waren heilfroh, als wir endlich, um 7.30 Uhr, in unseren Zelten ankamen. Was für eine Nacht! Das war mitunter eine der besten Nächte, die wir bis jetzt auf diesem Kontinent hatten. Nette, lustige Menschen, um einen rum, viel Spaß in den Backen und durchweg gute Stimmung . Hoffentlich müssen wir noch einmal gegen Australien antreten – obwohl die Chancen da wohl eher schlecht stehen.
Was wir sonst noch so in Brisbane gemacht haben: erste Priorität lag darin, einen Job zu finden. In Brisbane, um Brisbane herum oder sonst wo. Deswegen haben wir viel Zeit im Internet verbracht, haben unseren RSA Schein gemacht. Das Zertifikat, was man braucht in Australien, um in einer bar oder sonst wo, wo man mit Alkohol zu tun hat, arbeiten zu dürfen. Und da wir nun leider nicht mehr in New Soth Wales waren, sondern in Queensland sind, mussten wir es wieder machen, da die Zertifikate nicht von Bundesstaat zu Bundesstaat übertragbar sind, auch wenn es die gleichen Inhalte sind. Allerdings kann man es hier in Queensland online machen, und muss sich somit nicht für 6 Stunden in einen Kurs setzen – Vorteil für uns, und somit war die ganze Sache für uns in weniger als zwei Stunden abgehakt – der Barjob könnte nun also kommen! Kam aber nicht! Aber dazu gleich mehr. Neben intensiver Internetrecherche haben wir natürlich auch ein bisschen Brisbane erkundet und haben festgestellt, dass australische Städte sich doch sehr ähneln. Es gibt eben keine geschichtsträchtigen Häuser oder dergleichen zu bewundern – sondern eben Hochhäuser, Bürogebäude, Shoppingmalls und so weiter. Dennoch gefällt mir Brisbane fast besser als Sydney. Es ist etwas überschaubarer und ein bisschen mehr Flair. Aber vielleicht sind sie auch nicht wirklich miteinander zu vergleichen. Aber Brisbane hat die South Bank – das südliche Ufer des Brisbane Rivers, an dem man schlendern kann, es gibt ein Riesenrad, viel Kunst und Kultur, Cafés, einen Stadtstrand und am Samstag, als wir da waren, einen schönen Markt zum Gucken. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen – eine kleine Oase, in einer recht großen Stadt. Außerdem waren wir noch im Botanischen Garten, sind mit der Fähre über den Fluss gefahren und haben einfach das Stadttreiben genossen und uns ein paar unterschiedliche Viertel angeguckt. Nun neigt sich unsere Zeit in Brisbane dem Ende zu! Aus zwei, drei Tagen wurde immerhin eine Woche.
Gestern war der große Tag der Entscheidungen. Nachdem wir mehrere halbherzige Jobangebote hatten an der Ostküste, haben wir uns für einen definitiven entschieden – und der ist in Cairns. Besser gesagt Mareeba, etwa 60 km westlich von Cairns! Dort suchen sie zwei zierliche Mädchenhände, um Basilikum zu pflücken und zwar so dringend, dass sie sogar noch ein paar Tage auf uns warten. Wir starten also morgen früh und fahren 1700 km hoch in den Norden, um diesen Job anzutreten. Aber es ist derzeit so unglaublich schwierig einen Job zu finden an der Ostküste, weil es einfach zu viele Leute und zu wenig Jobs gibt, dass wir uns dafür entschlossen haben. Vielleicht verpassen wir ein paar Sachen an der Ostküste, aber manche Dinge können wir eventuell, dann wieder mit mehr Geld in den Taschen, nachholen. Wir unterteilen unsere Fahrt in drei oder sogar vier Etappen, denn man sollte in Australien wenn möglich nur im Hellen fahren, um die Chance ein Känguru anzufahren so klein wie möglich zu halten. Hinzu kommt, dass die Straßenverhältnisse hier doch sehr anders sind als in Deutschland. Also fahren wir am ersten Tag etwa bis Gladstone, dann am Freitag weiter nach Airlie Beach, um uns dort auch das zweite Deutschlandspiel anzugucken und ein paar Leute wieder zu treffen und dann geht es am Wochenende in einer oder zwei Etappen weiter bis nach Mareeba, wo uns der Farmer dann am Sonntag erwartet. Ich bin schon ganz gespannt und freue mich auf die Arbeit. Allerdings wird es eine wahnsinnige Umstellung für uns werden. Erstens ist das Klima dort wieder anders – Hitze! Worauf ich mich fast ein bisschen freue, da es hier manchmal doch noch sehr kühl werden kann, aber wahrscheinlich werde ich es verfluchen nach einer Woche Arbeit. Wie die Arbeit wirklich aussieht, was wir uns darunter vorstellen dürfen, wo wir genau wohnen werden, wissen wir noch nicht! Wir lassen uns überraschen.
Charlie und Madeleine steigen morgen früh in ein Flugzeug und fliegen weiter hoch in den Norden – da wir ja nicht wussten wie und wohin es für uns weitergeht. Nun werden wir sie wohl doch dann auch noch einmal für eine Nacht in Airlie Beach treffen. Ich bin aber sehr froh, dass es für uns nun wieder zu zweit weitergeht. Zu viert ist eben doch ab und zu sehr anstrengend und ich hatte oft das Gefühl ,die Mutter und Entscheiderin spielen zu müssen, was ich doch in meinem „freien“ Jahr garnicht machen wollte. Das hat nun ein Ende und Carlchen und ich können uns wieder ganz auf uns besinnen mit ein paar netten Bekanntschaften am Wegesrande, aber niemand, dem man sich dann so verpflichtet fühlen muss. Angenehm! Wir hatten natürlich dennoch eine schöne Zeit zusammen, als Familie Christe-Hearn und ein bisschen komisch wird es bestimmt auch, wenn wir uns morgen dann trennen müssen.
So sieht es also aus. Wir wünschen unserer Luzie eine gute Fahrt und hoffen, dass sie weiterhin so eifrig fährt ohne zu Zicken! Ich melde mich dann von der Farm oder sonst wo, wo es Internet gibt, um euch zu berichten, wie uns der Basilikum so gefällt und ob wir nun nur noch Pesto essen dürfen? Fragen über Fragen, auf die wir wohl bald eine Antwort wissen.
Küsse aus der Ferne…
Kategorien : Australien
Kommentare