Unsere Reise von Darwin nach Derby

3 11 2010

Nach unseren spannenden, aufregenden Tagen in Darwin, haben wir am Montag unsere Luzie noch zum Mechaniker gebracht zum Öl- und Ölfilterwechsel für die Schaltbox und konnten dann diese Stadt verlassen.

Die Tage zuvor haben wir uns ausgeruht, noch ein bisschen Darwin erkundet und sogar noch ein paar schöne Stellen entdeckt. Schöne Strände, an denen man allerdings nicht schwimmen kann wegen Krokodilen und tödlichen Quallen im Wasser. Aber dafür haben wir einen See entdeckt, in dem man ohne Bedenken planschen konnte, was bei den Außentemperaturen auch bitter nötig ist. Darwin, und der ganze Norden, ist unglaublich heiß mit einer Luftfeuchtigkeit von über 80 % und teilweise heftigen Regenfällen. Außerdem waren wir am Sonntag noch einmal auf dem Mindil Market, haben uns durch die Marktstände gestöbert, lecker gegessen und den Sonnenuntergang am Strand genossen. Und ausnahmsweise hat es einmal den ganzen Tag nicht geregnet. Darwin hat sich also gebührend von uns verabschiedet.

Nachdem wir montags also unser Auto von dem Mechaniker abgeholt haben, der uns mitteilte, dass es sehr wahrscheinlich nicht reicht nur einen Ölwechsel zu machen, ging es für uns weiter. Zwar mit einem etwas mulmigen Gefühl, da wir nicht wussten wie lang uns das Auto wohl fahren würde, aber wir hatten Vertrauen in unsere Luzie. Also, raus aus Darwin – Richtung Litchfield Nationalpark. Wir haben den Kakadu Nationalpark auf unserer Route gestrichen, da wir von vielen Leuten gehört haben, dass der Litchfield Park wesentlich schöner sein soll, aber eben auch viel kleiner und besser zu erkunden. Und da wir uns für einen entscheiden mussten, oder eben extra Kilometer fahren müssten, haben wir uns dann für Litchfield entschieden. Der liegt etwa 120 km südlich von Darwin und hat gehalten, was er verspricht. Gegen fünf Uhr sind wir dort angekommen und haben uns dort einen Campplatz gesucht – zwar auf einer Camparea, aber mitten im Nirgendwo, mit Kängurus, vielen Fliegen und allem möglichen anderen Getier. Wir mitten in der Wildnis! Aber da man niemals alleine ist auf solchen Plätzen, fühlt man sich sicher und hat meist auch immer nette Gesprächspartner. Also wurde ein leckeres Campermenü aufgetischt und als es gegen halb sieben dunkel war, ging es auch schon bald ins Bett. Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden, um den Park zu erkunden. Erst ging es zu den Wangi Waterfalls. Eine Oase, in der man schwimmen kann – allerdings nie alleine ist, da dort Krokodile heimisch sind. Zwar nur zur Regenzeit die wirklich gefährlichen Salzwasserkrokodile, dennoch haben wir uns ein Bad verkniffen und einfach nur geschaut und gestaunt. Danach ging es weiter zu den Florence Falls – ohne Krokodile und mit einem Marsch durch den Dschungel mit etwa 90% Luftfeuchtigkeit. Schweißtreibend! Aber es ist wunderschön mit kleinen Bächen, die durch die Gegend fliegen, tollen Pflanzen, vielen Tieren, die sich nicht recht zeigen wollten und abermals vielen Fliegen, die einen piesacken. Nach unserer kleinen Wanderung hatten wir uns eine Abkühlung in den Rockholes verdient. Ein Fluss, der Pools in den Felsen  bildet, in denen man wahrlich gut planschen und relaxen kann. Also hielten wir uns dort etwas länger auf. Ansonsten ist der Park geprägt von Felsen, Wäldern, Wasserfällen und Natur pur. Ein tolles Erlebnis. Bevor wir den Park verliessen, haben wir noch einen Stopp gemacht bei unendlichen Termiten Hügeln. Eine Grünfläche, auf der nur Termitenhügel stehen, die aussehen wie einst Obelix Hinkelsteine. Man sieht auf der Fahrt durch das Outback überall Termitenhügel, aber kleiner und diese standen in grünem Gras, umgeben von nichts – wie als wenn man ihnen Platz geschaffen hätte. Nach unserem aufregendem Tag im Nationalpark ging es zurück auf die Strasse. Wir hielten wieder in Katherine an, der furchtbaren Stadt in the middle of nowhere, die wir schon von unserer Hinfahrt nach Darwin kannten, um ein wenig einzukaufen und dort bekamen wir einen Anruf von unserem zukünftigen Job in Derby. Ich hatte aus Quatsch eine Bewerbung über das Internet geschickt und nun riefen sie uns an und teilten uns mit, dass wir den Job hätten. In Derby. Im Boab Inn Motel als Allrounder – in der Bar, dem Restaurant und im Housekeeping. Da Derby quasi auf unserem Weg lag, etwa 220 km vor Broome, wo wir ursprünglich nach einem Job suchen wollten, nahmen wir das Angebot an. Und hatten somit sogar Zeit gespart, denn wir haben auf der Fahrt einen Job bekommen, in unserer Richtung, mit sofortigem Beginn und mussten nicht mehr vor Ort suchen. Ich teilte ihnen nur mit, dass wir etwa noch 3-4 Tage brauchen, bis wir da sind. Kein Problem! Bis dahin. An diesem Tag fuhren wir insgesamt etwa 700 km und kamen weit hinter Katherine – allerdings fing das Licht, das rote Licht unserer Schaltbox, wieder an zu leuchten. Völlig entnervt und gestresst, kamen wir an unserer auserwählten Restarea an. Meine Nerven lagen blank – wir waren irgendwo im Nirgendwo und das Licht leuchtete wieder – die Warnung des Mechanikers sollte lso wahr werden. Allerdings wurden wir auf der Restarea schnell abgelenkt. Kurz nach unserer Ankunft wurden wir prompt von einem französischen Paar zum Essen eingeladen. Wir waren etwa 100 km vor der Western Australia Grenze, dem nächsten Bundesstaat, und wie das hier so üblich ist, herrscht Quarantäne. Es ist nicht gestattet jegliche Früchte, Gemüse oder andere tierische Produkte über die „Grenze“ zu führen. Sie hatten noch tonnenweise Kürbis und Salat und luden somit alle ein, die Reste zu vernichten. Dabei trafen wir auch auf einen wundersamen Tunesier, der seit 12 Jahren um die Welt läuft. Läuft! Vor 12 Jahren hat er Tunesien verlassen und seitdem gelaufen. Er lässt sich von niemandem mitnehmen, manche Strecken fliegt er, aber meistens läuft er nur. Er war schon in vielen Ländern in Europa und Asien und nun ist er in Australien seit etwa 6 Monaten und läuft. Die Strecke, die wir mit dem Auto hinter uns legen, legt er zu Fuß zurück. Mit einem Rucksack, mit etwa 5 Litern Wasser täglich, einem kleinem Zelt und was er am Körper trägt. Er hat sich meiner Meinung nach, die langweiligste Strecke ausgesucht, wo etwa 5000 km Outback sind, aber ihm gefällt es. Viele Leute wollen ihm helfen und er nimmt gerne Wasser oder Essen an, aber lässt sich von niemandem mitnehmen. Bewundernswert! Gerade bei diesen Temperaturen, keine Stadt für tausende von Kilometern und die Landschaft will sich einfach nicht verändern. Wir können dort durchrauschen mit dem Auto, der er braucht dafür Monate, um es hinter sich zu bringen – aber er will es so. So genossen wir einen unterhaltsamen Abend und ich konnte unser Problem vergessen.

Am nächsten Morgen ging es weiter. Gegen 7 brachen wir auf, und kamen eineinhalb Stunden später an die Grenze und plötzlich war es wieder sieben. Nichts hatte sich geändert, keine wirkliche Veränderung der Breitengrade oder dergleichen, aber wir hatten plötzlich eine andere Zeit. Das hieß nun, es wird um 5 Uhr morgens hell und um halb 6 abends ist es stockfinster. Ansonsten war es immer noch die gleiche Landschaft – Steppe, Steine, Hügel, ein paar Bäume und Büsche, Steine, Felsen und Steine. Allerdings machten wir an diesem Morgen einen Abstecher vom Highway und fuhren zum Lake Argyle. Ein großer See, wohl einer der größten im westlichen Australien, der vor Jahren durch einen Staudamm entstanden ist. Unglaublich! Ein toller Anblick und eine Abwechslung für die Augen nach all der Steppe. Dieser Abstecher hatte sich gelohnt und bis dorthin hatte das rote Licht auch nicht mehr gebrannt – doch da tauchte es wieder auf. Vom Lake Argyle ging es nach Kununurra – mal wieder eine Stadt (etwa 6000 Einwohner!!!!). Eigentlich wollten wir uns dort mit einer Engländerin treffen, die zuvor mit uns auf der Basilikumfarm gearbeitet hat. Aber durch die Zeitverschiebung war es erst 11 Uhr vormittags und sie musste noch bis 6 Uhr abends arbeiten. Was sollten wir den ganzen Tag dort machen? In dieser Einöde. Und da wir nun den Job sicher hatten, wollten wir lieber weiterfahren und früher beim Job ankommen, als eine Nacht im Nirgendwo zu vergeuden. Aber vorher machte ich noch einen Stopp bei einem Mechaniker, dem ich abermals unser Problem schilderte und er versicherte mir, dass es ein langsames Sterben des Autos wäre und es nicht einfach liegen bleiben würde. So lange der letzte Gang reingeht, wird es uns fahren. Ich dachte mir nur „Sein Wort in Gottes Ohren“ und es ging zurück auf die Straße. Kaum aus der Stadt raus, ging die Leuchte wieder an – und sie wollte dieses Mal nicht mehr ausgehen. Nie wieder! Wir gönnten uns und Luzie ein paar mehr Pausen, zum abkühlen, auch ein Tipp des Mechanikers. Wir gönnten uns nach 2 Tagen mal wieder eine Dusche in einem Roadhouse im Nirgendwo und weitere Pausen alle 150 km. Dabei trafen wir auf drei Deutsche, die mit ihrem Van im Nirgendwo liegen geblieben sind und Glück hatten, dass es an dieser Tankstelle im Nirgendwo, mit noch nicht einmal einer Stadt herum, einen Mechaniker gab. Unsere Luzie leuchtete zwar, aber sie fuhr noch und der letzte Gang ging jetzt auch noch rein, und wenn wir liegen bleiben würden, vertrauten wir auf hilfreiche Australier. Auch wenn einem auf dieser Strecke wirklich nur alle 30 Minuten jemand entgegen kommt. Man kann uns dumm oder besonders mutig nennen – ich weiß nicht, was passender ist, aber uns blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren und das Risiko einzugehen, dass wir liegen bleiben. Carla, und dafür liebe ich sie, mit ihrer Art die Dinge zu sehen, klebte einfach einen Sticker über die Leuchte. Genauer gesagt einen Carebear, ein Glücksbärchen. Der würde sich schon um das Problem kümmern und wir konnten es ja sowieso nicht ändern, ob die Lampe nun leuchtete oder nicht. Dennoch saß ich völlig angespannt hinter dem Steuer. An diesem Tag sollten 500 km genug sein und wir trafen wieder auf unserer auserwählten rest area ein, wo wir wieder auf das nette französische Paar trafen von der Nacht zuvor. So hatten wir also wieder einen unterhaltsamen Abend und konnten wieder ein bisschen abschalten. Auf diesem Rastplatz gab es keine Toilette, aber dafür Kühe. Dennoch war es schon schattig gelegen und völlig ausreichend für eine Nacht. Diese Nacht wurde der Gaskocher rausgeholt und köstliche Nudeln zubereitet. Wir hatten uns wieder völlig an unser Leben in der Wildnis gewöhnt. Da die Sonne nun schon ab 5 Uhr morgens in unser Auto schien, ging die Fahrt mal wieder früh los. Es war Donnerstag, Montag hatten wir Darwin verlassen, und wir wollten an diesem Tag noch in Derby ankommen. Noch 650 km – ob Luzie das schaffen würde? Ich glaubte nicht wirklich daran. Leider haben wir ein paar tolle Sachen verpasst auf unserer Strecke. Die Bungle Bungles, eine atemberaubende Felslandschaft, die man nur mit Allradantrieb befahren kann, was wir ja eigentlich haben, aber wir wollten keine extra Kilometer machen. Die Gibb River Road, welche wir auch mit unserem 4WD befahren könnten, uns aber wegen zusätzlichen Kilometern und noch weniger befahrenen Straßen nicht trauten. Wirklich Schade, denn die Kimberleys (so heißt die Gegend) soll toll sein, aber jetzt ging es nur noch darum anzukommen. So schnell wie möglich und mit Luzie. Bei jedem Meilenstein näherten wir uns also dem Ziel. Auch an diesem Tag stoppten wir an den unmöglichsten Plätzen. Orte, die in Deutschland nicht einmal auf der Landkarte verzeichnet wären, waren hier wie große Städte gekennzeichnet. Wir näherten uns dem Ziel – Stück für Stück mit rotem Licht, aber immer noch fahrendem Auto. Und ich konnte die Landschaft genießen, denn es gab eine Veränderung – die Baobab Bäume. Ich kenne sie noch aus Zimbabwe, vor 10 Jahren, und jetzt sah ich sie wieder. Sie haben mich schon damals fasziniert und tun es jetzt noch immer. Komische Gewächse, die ein bisschen so aussehen wie Flaschen, oder wie Bäume, die auf dem Kopf stehen, also die Wurzeln in die Luft ragen, und sie können unglaublich groß mit dicken Stämmen werden. Nun sind sie wieder da und gaben der Landschaft ein anderes Gesicht. Wir näherten uns also der Kreuzung nach Derby. Noch 50 km. 40. 30. 20. 10. Kreuzung – links nach Broome, rechts nach Derby noch 45 km. Wir waren fast da! 40. 30. 20. 10 – Flughafen. 5. Angekommen! Rotes Licht an. Auto fährt noch. Letzter Gang geht noch rein. Ein Wunder. 900 km  mit roter Leuchte!!!!

„Das Glück ist mit den Dummen!“

Da Derby am Meer liegt, wollten wir erst einmal einen Blick auf das Meer werfen, bevor wir unseren zukünftigen Arbeitgeber informierten, dass wir schon da sind. Die erste Fahrt durch Derby war recht ernüchternd. Eine kleine Stadt, eine Hauptstrasse, zwei Supermärkte, eine Tankstelle, ein Postoffice, ein paar Bars, Caravan Parks, Mechaniker (Juchhu!) und so weiter und der Hafen. Eher ein industrieller Hafen mit einem Pier und braunem Meer. Braune Suppe voll mit Krokodilen, Haien und sonstigem gefährlichen Getier. Also nicht zum Schwimmen oder dergleichen, aber wir hatten für einen Moment einen anderen Ausblick genießen als Steine, Steine, Steine. Und dort mussten wir erst einmal durchatmen und konnten unser Glück kaum fassen, dass wir es wirklich nach Derby geschafft haben. Mit einem kaputtem Auto. Und wir hatten das Outback hinter uns gelassen. An diesem Carla hab ich Carla versprochen, dass wir NIE wieder ins Outback fahren. Nie! An diesem Tag wurde dann also die Fahrt, auch wegen Zeitgründen, zum Ayers Rock gestrichen. Für immer! Wir hatten nun 5000 km Outback und hatten genug gesehen.

Nach kurzem Durchatmen am Jetty ging es also zum Boab Inn Motel, wo wir freundlich empfangen wurden, trotz etwas verfrühter Ankunft, denn man hatte erst einen Tag später mit uns gerechnet. Peter, einer unserer Manager, führte uns über das Gelände. Zeigte uns die Bar, das Restaurant und brachte uns anschließend in unser neues Zuhause für die nächsten Wochen. Ein Haus, das wir uns mit 10 anderen Leuten teilen, jeder, außer die Pärchen, hat ein eigenes Zimmer und wir haben einen Pool. Ein Traum! Für Carla ein Paradies und auch ich war glücklich, dass wir bei diesen Temperaturen, etwa 40°C, eine Abkühlung im Garten suchen konnten. Wir waren da und fühlten uns auf Anhieb wohl, auch wenn Derby nicht gerade „the place to be“ ist.

Das einzige Problem was wir nun haben ist, dass wir ihnen gesagt haben, dass wir etwa 3 Monate bleiben, aber eigentlich nur 4-5 Wochen bleiben möchten und können. Aber so ist das halt hier, wenn man einen Job haben möchte. Aber dafür finden wir auch eine Lösung. Und wenn wir die Zeit noch hätten, würden wir jetzt nach schon 2 Wochen an diesem Ort, bestimmt auch länger bleiben, denn wir fühlen uns mit unseren netten Kollegen und in dem Arbeitsumfeld sehr wohl. Nun müssen wir nur noch eine günstige Lösung finden, um Luzie zu reparieren, die übrigens noch immer fährt mit rotem Licht. Ansonsten geht es uns mal wieder recht gut und von Derby und unserem spannenden Job erzähle ich euch beim nächsten Mal.

See you later, mate!