Merry Christmas

25 12 2010

Frohe Weihnachten an euch alle im kalten Deutschland!

Melbourne ist derzeit zwar nicht die heißeste Stadt in Australien, dennoch haben wir 20-28 °C und verbringen ein etwas anderes Weihnachten. Aber nach Weihnachten fühlen wir uns so garnicht und man kann sagen, dass wir nun wohl zum ersten Mal Familie & Freunde vermissen. Totzdem geht es uns natürlich gut, haben nette Leute um uns herum und genießen jeden Tag unserer verbleibenden Zeit.

Da Heiligabend hier nicht gefeiert wird, hatten wir also gestern Abend ein Deutsches Weihnachten mit ein paar Freunden. Und heute, der 25.12., ist dann wohl Australisches Weihnachten.

Nun ist also Weihnachten, die besinnliche Zeit des Jahres. Vielleicht Zeit um Bilanz zu ziehen – aber vielleicht auch nicht. Unser Kalender ist dieses Jahr anders, wie alles andere auch, und so gibt es unseren Rückblick erst zum 06. März 2010. Aber es ist Zeit sich für all die Unterstützung zu bedanken. Liebe Worte per Telefon, E-Mail, Facebook, Skype – was auch immer. Liebe Familie, liebe Freunde, wir lieben euch und egal wie weit wir auch weg sein mögen, ihr seid immer dabei. In Gedanken. Im Herzen. In unserer Tasche.

Merry Christmas!



Great Ocean Road

24 12 2010

… oder auch von Adelaide nach Melbourne. Am Ziel – für’s Erste!

Am Donnerstag haben wir uns also auf den Weg gemacht von Adelaide Richtung Victoria.

Es ging an der Limestone Coast in South Australia entlang. Man hätte meinen können, dass dies schon die Great Ocean Road ist. Wunderschöne Strände, Klippen, blaues Meer, Seen und so weiter. Wir nahmen uns Zeit und kamen an diesem Tag noch nicht nach Victoria. Wir verbrachten die Nacht an der Grenze zu Victoria in Mt Gambier. Eine Stadt, die auf einem „toten“ Vulkan erbaut ist. Die Landschaft ist von Bergen geprägt und es gibt noch einen Vulkansee. Blau wie der Himmel. Das Meer. Wahnsinn. Die Nacht haben wir ebenfalls an einer Rest Area an einem erloschenen Vulkan verbracht. Am Fusse. Doch zuvor mussten wir ihn noch erklimmen. Treppe für Treppe. Um dann in einen wahnsinnigen Krater zu blicken und eine wundervolle Aussicht über die Gegend zu haben und das Meer etwa 12 km weiter zu erblicken.

Am nächsten Morgen sollte es dann nach Victoria gehen. Und wir merkten schnell „Wir lieben Victoria“. Es war zwar unheimlich am regnen zu Beginn, aber dann kam die Sonne pünktlich zum Start der Great Ocean Road raus. Und dazu kann ich kaum viel sagen. Die Bilder sprechen für sich. Die Landschaft ist atemberaubend. Die Klippen, die von den Jahrhunderten geprägt sind. Wir machten bei jedem Lookout Halt und blickten auf das Meer. Zum Abend haben wir uns in einem Campingplatz in Port Campbell eingebucht und sind zum Sonnenuntergang zu den 12 Aposteln gefahren. Trotz starkem Wind und Kälte war es etwas ganz besonderes. Ein Ort auf den ich mich schon seit Ankunft in Australien gefreut habe. Und es hat sich gelohnt so lange zu warten. Generell ist die Great Ocean Road einfach nur toll. Die Leute in Victoria sind einfach anders als die anderen Australier. Die Orte sind anders und erinnern ein bisschen an Europa. Der nächste Tag, Samstag, war wundervoll. Wir haben hunderte von Koalas gesehen. Anfangs nur einen oben in den Bäumen mit einem kleinen Baby. Süß! Und dann fuhren wir weiter und sie waren überall. In jedem Baum. Man musste nur nach oben schauen und da waren sie. Unheimlich süße Geschöpfe. Sie sehen so flauschig aus, machen lustige Geräusche und carla war der glücklichste Mensch auf Erden an diesem Tag. Seit Anfang an war es ihr Wunsch Koalas in der Wildnis zu sehen – und da waren sie massenhaft. Der Wahnsinn. Und dazu diese Landschaft. Regenwald und das Meer. Einfach nur wunderbar und endlich mal wieder etwas in Australien was uns beeindrucken konnte.

Dieser Tag wurde mit einer Nacht 50 Kilometer vor Melbourne auf einer Restv Area beendet. Und am Sonntag, 19. Dezmber, sollte es in die große Stadt gehen. Das Wetter spielte noch immer verrückt, aber das ist in dieser Stadt egal. Es ist so toll! Wir lieben es!

Nach den ersten beiden Nächten auf einem Campingplatz, eine Nacht Couchsurfen in einm 20 qm Raum mit 4 Leuten, wohnen wir nun bei dem Bruder von einem Freund. Und fühlen uns pudelwohl.

Aber dazu mehr. Nun sprechen die Bilder für sich!

Vorab schon einmal: Frohe Weihnachten!



Weiter geht die Fahrt

18 12 2010

Von Perth nach Adelaide

 

Nachdem wir also ein paar schöne Tage mit Steve in Perth hatten, hieß es für uns Abschied nehmen. Adieu schönes, kleines Häuschen, adieu lecker Essen (was für uns gekocht wurde), adieu adieu! Er musste wieder zurück nach Derby und wir haben ihn pünktlich zum Sonnenaufgang, um 5 Uhr, zum Flughafen gebracht. Woraufhin wir dann wieder in die Stadt reingefahren sind und uns in den Kings Park gelegt haben. Nun erst einmal noch ins Auto bevor es in den Park an sich ging. Vom Kings Park aus hat man eine tolle Aussicht über die Stadt und wir konnten die ersten Sonnenstrahlen des Tages erhaschen. Dann ging es für mich zum Tattoo stechen! In Perth war es nun also so weit mir meinen lang ersehnten Wunsch nach einem zweiten Tattoo zu erfüllen. Ich wollte es schon lange haben und auch gerne auf unserer Reise und nun ist es da – und wird für immer bleiben und mich an unsere Weltumrundung erinnern.

Nach dieser kleinen Farbschlacht ging es dann nach Fremantle. Sozusagen ein Vorort von Perth oder man könnte es auch einen schönen Vorboten nennen. Eine kleine Stadt, beschaulich, am Wasser gelegen, Fischer, Hafen, und sehr gutes Essen. Dort haben wir uns in einer der Brauereien, die gleichzeitig endlich mal eine tolle Bar war, mit Mira zum Abendessen getroffen. Mira haben wir auf Bali kennen gelernt und nun war es Zeit für ein Wiedersehen. Da saßen wir also im „Little Creatures“ und begaben uns gemeinsam auf eine Zeitreise zurück nach Bali. Ein sehr gelungener Abend. Die Nacht verbachten wir dann bei Mira im Apartment. Perth war also purer Luxus für uns. Wir hatten 3 Nächte ein Dach über den Kopf – und zwar nicht das von unserem Auto.

Am Freitag hieß es dann „Lebewohl Perth“! Unser Weg führte uns nach Margaret River. Eine Stadt, etwa 300 Kilometer südlich von Perth. Aber die Stadt an sich ist nicht so interessant, sondern eher das Gebiet herum. Denn hier wird Wein angebaut. Und zu gutem Wein gehört Käse, Schokolade und viele andere Schweinereien. Und wir waren da, um alles zu probieren und nichts zu kaufen! So fuhren wir von einer Käserei zu einer Chocolaterie, dann zum Nuss & Müesli Mann, dann zum Olivenöl Shop und schließlich zum Fudge. Und dann waren wir voll!!! Und es wurde doch etwas gekauft. Den Wein haben wir ausgelassen, da ich am fahren war und Carla sich so mitten am Tag nicht nach Weinverkostung fühlte. Aber die Gegend ist wirklich sehr schön. Man hat Weinberge, Olivenhaine,  viele Kühe und Schafe und ein paar Kilometer weiter westlich schon das Meer. Nach dieser Schlemmertour ging es an das Cape Leeuwin. Wo sich der Indische Ozean und der Southern Ocean treffen. Da waren wir dann auch erst einmal am südlichsten Punkt angelangt, den wir auf unserer Fahrt an diesem Tag erreichen konnten. Also ging es nun wieder Richtung Osten. Über Land, durch Tal und Berge über Stock und Stein bis wir an unserem erwählten Nachtlager angekommen waren. Diesmal in einem Wald – mit unheimlich großen Bäumen. Riesenbäume! Und so kam es, dass wir am nächsten Morgen in das „Tal der Riesen“ fuhren, unweit von Walpole entfernt, und uns die Bäume mal genauer anschauten. Erst einmal von oben, oder zumindest fast auf Augenhöhe – teils auch höher. Wir haben einen Tree-Top-Walk gemacht. Eine schaukelnde Brücke durch die Bäume. Faszinierend. Am höchsten Punkt der Brücke waren wir auf 40 Metern und  manch Baum war immer noch größer als wir. Wieder festen Boden unter den Füßen ging es zur Erkundung in den Wald. Bäume, die man nicht einmal umgreifen konnte. Nicht einmal zu zweit. Teilweise mit riesigen Hohlräumen in die man hineinklettern konnte. Dies war nun wirklich etwas anderes und etwas, das wir noch nie zuvor gesehen haben.

Danach ging die Fahrt weiter Richtung Denmark, wo wir uns im Nationalpark die Green Pools und Elephant Rocks angeguckt haben. Riesenfelsen im Ozean. Runde Felsen. Beeindruckend!

Die Fahrt ging nun weiter über Albany nach Esperance. Esperance erreichten wir Samstagabend und waren im Paradies. Ein Campingplatz mit Blick auf das Meer und mit netten Leuten. Denn dort wartete Mark auf uns. Mark war unser Koch in Derby, der die gleiche Strecke, die wir in 1,5 Wochen gefahren sind, gerade mal in 4 Tagen gemacht hat, nur um uns dort zu treffen.

Sonntag, der 12. Dezember 2010. Mein 28er Geburtstag. Und er sollte wunderschön werden. Morgens ging es zum Ocean Drive die Küste um Esperance entlang. Wunderschöne weiße Strände, mit kristallblauem Wasser. Kleine Buchten. Lange Strände – alles was das Herz begehrt. Dann noch ein See, der aufgrund von Bakterien eigentlich pink sein sollte, es aber nicht war, da die Bakterien von einer Alge zerstört waren. Aber in den Genuß eines pinken Sees sollten wir später noch unerwartet kommen. Nach der Erkundung von Esperance ging es in den Cape Le Grand Nationalpark etwa 45 Kilometer westlich von der Stadt. Dort sollten wir die weißesten Strände Australien sehen. Kängurus, die sich am Strand sonnen und wunderschöne Landschaften. Und all das traf ein. Ich hatte einen wunderbaren Geburtstagslunch in der Lucky Bay mit Blick auf das blaue Meer. Es war schon merkwürdig meinen Geburtstag das erste Mal in meinem Leben am Meer zu verbringen. Sonst schneit es und es ist bitterkalt. Hier konnte man sich sonnen und über die Natur staunen! So habe ich mir das vorgestellt. So hatten Carla und ich beide unvergessliche Geburtstage in Australien an ganz speziellen Orten. Nach einem tollen Tag im Nationalpark gab es ein prächtiges Abendessen auf dem Campingplatz und den Rest des Geburtstagskuchen. Und dann war mein Tag auch schon wieder vorbei.

Am nächsten Morgen sollte es früh für uns drei losgehen. Es ging wieder ins Outback. 2100 Kilometer bis nach Adelaide – und dazwischen nichts. Ich weiß, ich hatte es Carla versprochen, dass wir NIE wieder ins Outback müssen, aber es führte leider kein Weg daran vorbei. Wir hatten das nicht wirklich auf dem Schirm, dass es im Süden auch noch mal ein Land voll Nichts gibt. Aber diesmal wirklich gar nichts. Nada. Niente. Nothing. Nach 200 Kilometern Richtung Norden, durch eine kleine Stadt, hieß es rechts abbiegen und immer geradeaus ins Nichts. Und es war wirklich geradeaus. An diesem Tag führen wir 90 Meilen (etwa 145 km) auf der geradesten Strecke Australiens. Keine einzige Kurve. Keine Häuser. Nur Büsche und Gras. Sehr ermüdend und ich war heilfroh als dieser Part geschafft war und freute mich auf die erste Kurve, in der ich das Lenkrad endlich mal wieder benutzen konnte. Auf dieser Strecke wäre ein Tempomat und ein Stock zum Lenkrad fixieren ein Traum. Dennoch schafften wir am ersten Tag der langen Reise etwa 850 Kilometer. Vorbei an Roadhäusern und nichts. Man nennt es auch den Nullabor. Eigentlich nur ein Nationalpark, der allerdings wesentlich kleiner ist als die gesamte Strecke. Aber man kann tatsächlich Zertifikate kaufen, dass man diese Strecke geschafft hat. Viele wagen es sogar mit dem Fahrrad, einige davon haben wir passiert, was ich für völlig unsinnig halte, denn wir wollten einfach nur so schnell wie möglich wieder in die Zivilisation. Das wir wirklich im Outback waren, merkten wir auch an den Flugzeuglandebahnen auf dem Highway. Da kommt dann plötzlich ein Schild „Airstrip“, eine Markierung und wenn man Glück hat, oder auch Pech, landet wohl ein Flugzeug der fliegenden Ärzte vor, hinter oder auf dir. Das wäre ja mal ein Erlebnis gewesen – leider nicht geschehen. Die erste Nacht verbrachten wir dann auf einer schönen Rest Area und hatten einen wunderschönen Sonnenuntergang. Im Nichts!

Dienstagmorgen ging es weiter – noch früh am Morgen ging es über die Grenze nach South Australia und plötzlich waren es 2,5 Stunden später. Und immer noch nichts. Da wir von der Strecke so ermüdet waren und die Hitze uns sehr zu schaffen machte, nutzen wir die ersten Anzeichen von Zivilisation und fuhren zu einem geheimen Strand. Diesen Tipp hatten wir die Nacht zuvor von einem Reisenden auf der Rest Area erhalten. Cactus Beach. Und auf dem Weg dorthin über eine Dirt Road sahen wir einen pinken See. Aber sowas von pink. Leider ist es auf den Bildern schlecht zu erkennen, aber es blendete schon fast, weil er so pink war. Beeindruckend und so etwas hat niemand von uns zuvor gesehen. Der See, Salzwasser, war durch eine Straße getrennt und war auf der einen Seite pink und auf der anderen Seit blau. Faszinierend! Und dies wohl aufgrund von Bakterien oder was auch immer, die am Grund sitzen, denn wenn man das Wasser in eine Flasche abfüllte, war es normal. Zauberei! Nach einem Bad für die zwei im Meer, ich musste aussetzen wegen meines heilenden Tattoos, ging die Fahrt erfrischt weiter. Doch auch diese Nacht verbrachten wir in der Einöde. Im Nichts. Doch Mittwoch sollte das Ziel erreicht werden. Adelaide. Nach einem frühen Start und einer sechsstündigen Fahrt kamen wir am Nachmittag in der großen Stadt an. Und sie war nun wirklich groß mit über einer Million Einwohnern. Von einem Extrem ins Andere. Wir checkten mal wieder auf einem Campingplatz ein und gönnten uns eine Dusche. Wir waren unglaublich dreckig von fast drei Tagen Fahrt durch Staub – und Nichts! Adelaide selber haben wir uns, außer einem Shoppingcenter, nicht wirklich angeguckt. Wir haben es einfach genossen, zu wissen, dass man die Stadt gleich da draußen hat. Aber man sollte Adelaide nicht verlassen ohne vorher beim Central Market gewesen zu sein. Also ging es Donnerstagmorgen für uns noch in die Stadt. Zum Schlemmern auf den Markt. Ein Paradies. Ein multikulturelles Angebot an Köstlichkeiten. Uns lief nur beim Hingucken schon das Wasser im Mund zusammen und wir konnten uns nicht entscheiden, was wir zuerst essen wollten. Doch nach etwas stöbern und kosten, war die Entscheidung getroffen und wir hatten ein köstliches Frühstück. Am liebsten hätten wir dort den ganzen Tag verbracht. Frühstück. Ein Snack. Lunch. Ein Snack. Kaffee und Kuchen. Abendessen. Snack – und Mitternachtssnack. Und von vorne! Aber das ging nun leider nicht. Erstens, keine Zeit, die Fahrt sollte noch heute weitergehen – zweitens, es würde das Budget sprengen – und drittens, würden dann wohl die grad neuerstandenen Klamotten nicht mehr passen.

Also ging es nach zwei Stunden im Paradies weiter. Aus der Stadt – aber nicht wieder ins Outback sondern Richtung Victoria. Dort warteten die Great Ocean Road und andere tolle Dinge auf uns. Aber das wird eine andere Geschichte. Vielleicht ist sie schon morgen zu lesen – vielleicht auch nicht!



Von Derby nach Perth

8 12 2010

… die erste Etappe ist geschafft!

 Wir sind am Dienstag vor einer Woche in Derby losgefahren. Früh morgens ging es los erst einmal Richtung Broome. Dort sind wir pünktlich zur Ladenöffnung angekommen und konnten Carla erst einmal wieder mit einem neuen MP3 Player bestücken. Es war gut, wieder eine etwas größere Stadt um sich herum zu haben, obwohl auch Broome nicht gerade eine Weltstadt ist. Dennoch ist sie sehr beschaulich, mit ein paar Läden und Shopping Centern, Bars, Restaurants, und wunderschönen Stränden. Leider gilt auch hier: Schwimmen verboten! Dort gibt es zwar diesmal keine Krokodile, nicht direkt an den Stadtstränden, aber dafür die Stingers. Fiese, kleine Quallen, die einen das Leben kosten können. Also hieß es für uns wieder nur gucken. Und das bei über 35°C. Deshalb haben wir auf einem schönem Camping Platz eingecheckt und haben uns am Pool gegrillt. Gegen Abend haben wir eine Pizza eingesammelt, seit langem mal wieder Take-Away Fraß, und haben uns zum Sonnenuntergang mit unserem kleinen Picknick an den Strand gesetzt. Und wo es noch tagsüber wie ausgestorben war, da im Moment keine Saison oben im Norden ist, war es plötzlich recht gut besucht. Alle waren sie gekommen, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Denn der ist im Westen ganz besonders. Die Sonne geht über dem Ozean unter und sie scheint zum Greifen nah. Wunderschön! Das hatten wir nun vor uns, auf unserer Reise in den Süden an der Westküste entlang.

Am nächsten Morgen ging es früh für uns los. Broome hatten wir nun gesehen, nun wollten wir zu all den anderen schönen Plätzen. Leider lagen dazwischen etwa 1000 Kilometer langweilige Landschaft, Steppe, Hügel, Steine, eine Heuschreckenplage und einfach nur fahren, fahren, fahren. Und das taten wir dann auch. Mittwoch sind wir über 850 Kilometer weit gekommen. Unser Nachtlager haben wir in Point Samson aufgeschlagen. Ein süßer Küstenort, hinter Port Headland kurz vor Karratha, wo wir am Strand geschlafen haben. Also in Luzie, aber direkt vorm Strand. So konnten wir nachts neben dem Lärm von der bar, das Meer rauschen hören. Da wir auf unserer Reise immer früh ins Bett gehen, sind wir mit dem Sonnenaufgang wach. Gegen 5 Uhr morgens. Dann wird noch ein bisschen geschlummert und gegen halb sieben ging dann die Fahrt los. Donnerstagmorgen. Halb sieben. Ab geht die Post. Nach einem Frühstückstopp in Karratha ging es weiter nach Exmouth. Ans Ningaloo Reef. Am Nachmittag trafen wir in der kleinen Küstenstadt Exmouth an, kauften uns Schnorchel und Maske und lagen uns an den Strand. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz unterhalb des Leuchtturmes umgeben von Emus. Exmouth liegt auf einer Landzunge, Peninsula. Auf der einen Seit das offene Meer, und auf der anderen Seite der Cape Range Nationalpark mit dem Ningaloo Reef. Zum Reef, Riff, ging es am nächsten Morgen. Der Nationalpark zieht sich etwa 70 Kilometer die Küste runter mit zahllosen Schnorchelspots, kleinen Buchten, Schluchten in den Bergen und unberührter Landschaft. Wir haben am Ende angefangen, am Yardie Creek. Ein Fluss, der in den Bergen entspringt und ins Meer fließt. Atemberaubend schön und wir hatten diesen Ort ganz für uns allein. Danach ging es weiter zum Sandy Beach! Eine Bucht, die wir ganz für uns allein hatten. Mit kristallblauem Wasser, weißen Sand. Und Delfinen. Carla meinte „Da hinten ist irgendwas!“ und rannte los. Da waren sie. Delfine, nah am Strand und nur für uns. Wunderschön! Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Nach diesem Erlebnis mussten wir uns erst einmal ein bisschen beruhigen am Strand und dann ging die Fahrt weiter zur nächsten Bucht. Auf dem Weg dahin machte es „Pock“! Oh nein, ein Känguru. Carla hatte ein kleines Känguru erfasst. Es kam von der Seite angesprungen und hoppelte in unser Auto – wahrscheinlich hat es nicht überlebt. Aber an unserem Auto war nichts zu sehen. Kein Fell. Kein Blut. Kein Schaden. Aber das ist nun auch erledigt. Da fahren wir schon extra nie nachts, weil es dann nur so von Kängurus wimmelt, und trotzdem hüpft uns eins am helllichten Tag ins Auto. Das arme Ding!

Weiter im Text. Die nächste Bucht war zum Schnorcheln. Erst haben wir einen Drift mit der Strömung gemacht und haben uns die Unterwasserwelt angeschaut. Seegurken, bunte Fische, große und kleine Fische, Korallen, Schwämme und so weiter. Mal wieder sehr hübsch anzusehen. Und man musste nicht mal wirklich schwimmen, da einen die Strömung getragen hat. Wir mussten nur rechtzeitig wieder raus, damit einen die Strömung nicht auf das offene Meer hinausträgt. Nach einer Verschnaufspause ging es an eine andere, abgeschottete Bucht zu einem weiteren Schnorchelausflug. Nach weiteren Buchten ging es weiter nach Coral Bay. Ein Ort etwa 150 km von Exmouth entfernt, der ebenfalls an dem Reef liegt. Dort haben wir das Meer beobachtet, auf das türkisblaue Wasser geschaut und einen Café genossen. Die Nacht haben wir auf einer Rest Area mit einem stinkenden Scheissloch in der Nähe verbracht.

Am nächsten Morgen, Samstag 04. Dezember, ging die Fahrt weiter nach Monkey Mia. Wieder mal ein kleiner Ort, eigentlich eher ein Resort, auf einer Landzunge, mit wundervollen Stränden und viel zu sehen. Auf dem Weg dorthin ging es zum Shell Beach. Ein Strand. Weiß. Aber kein Sand, nur Muscheln. Kleine Muscheln! Überall! Und dazu kristallblaues Wasser wieder einmal. Nach einer kleinen Fotosession und entspannenden Minuten ging es nun weiter. Zu einem Kliff, von dem man Haie beobachten konnte und der Strand gleich nebenan war voll von Haien. Tausende Haie direkt am Strand. Denn es ist gerade Brutzeit und die Mütter bringen ihre Kleinen in die sichere Bucht. Also keine gute Idee dort ein Bad zu nehmen im Moment. Aber es beeindruckend zu beobachten, leider war es etwas schwer es auf einem Foto einzufangen, da sie kaum an die Oberfläche kamen. Aber das Bild mit den schwarzen Schatten im Wasser – das sind Haie! Die Fahrt ging weiter nach Denham, die Stadt gleich neben Monkey Mia. Mit prachtvollen Ferienhäusern, kleinen Läden, Café und etwas Leben. Doch wir wollten weiter. In Monkey Mia angekommen, checkten wir in dem Resort auf dem Campingplatz ein und legten uns an den Strand. Noch gab es keine Delfine zu sehen, doch das sollte am nächsten Morgen anders werden. Punkt 7.30 Uhr trafen sie in der Bucht ein. Direkt am Strand. Leider waren wir diesmal nicht allein sondern von Hunderten von Leuten umgeben. Aber das hat dem Moment keinen Abbruch getan. Es war beeindruckend! Man durfte nicht ins Wasser und sie anfassen, aber sie allein zu beobachten, wie sie herumtollten, es war auch kleines Kalb dabei, und darauf warteten einen Fisch abzukriegen, war toll. Danach haben wir ausführlich gefrühstückt und den Moment verarbeitet und dann ging es wieder auf die Straße. Unser Weg führte uns über Kalbarri weiter Richtung Süden. Kalbarri ist ein kleiner Ort direkt an der Küste, umgeben von Nationalpark und beeindruckender Landschaft. Nach diesem kleinen Schlenker führte uns unser Weg zu unserem auserwählten Schlafplatz. Eine Rest Area direkt am Strand – Coronation Beach. Etwa 30 Kilometer nördlich von Geraldton. Dort parkten wir, schauten auf das Meer, wo es leider zum Sonnenuntergang wolkig wurde und hörten zum Einschlafen den Wellen zu und blickten in einen wunderschönen Sternenhimmel.

Pünktlich zum Sonnenaufgang, Nikolaus bescherte uns einen ganz schönen, waren wir mal wieder wach und machten uns startklar. Frühstück gab es in der wirklich schönen Provinzhauptstadt Geraldton. Dann ging es weiter über ein paar Abstecher nach Leeman, Greenhead und Jurien Bay. Wunderschöne, kleine Küstenorte mit wunderschönen Dünenlandschaften, langen weißen Stränden oder Klippen. In Greenhead nahmen wir eine Dusche am Strand und froren doch tatsächlich ein bisschen. Denn an diesem Tag hatten wir seit langem mal wieder Regen. Obwohl man sagen muss, dass sich das Wetter merklich verändert hat im Vergleich zu Derby. Es sind nun nur noch etwa 24-28°C. Es ist sehr windig an der Küste und abends muss man sich auf jeden Fall etwas überziehen und die dicken Schlafsäcke haben wir zum Schlafen auch wieder herausgekramt. Aber so ist es auf jeden Fall schöner als bei 43°C beim Nichtstun zu schwitzen.

Nach all dem Meer ging es zu den Pinnacles. Ein Wunder der Natur etwa 250 km nördlich von Perth. Eigentlich wollten wir dort zum Sonnenuntergang hin, denn da soll besonders schön sein, aber da es sowieso regnete, machte es keinen Unterschied. Die Pinnacles. Oder auch Pimmelacles. Kalksteinsäulen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Nambung-Nationalpark)

Diese „Wüste“ erstreckt sich über ein ganzes Tal und ist wirklich beeindruckend. Woher kommen sie? Wie kann sowas sein? Man hat noch eben den Ozean gesehen, halbwegs grüne Landschaft und nun das? Wir sind dort herumgewandert, haben uns alles genau angeguckt und konnten dann nicht widerstehen auch noch mit Luzie einmal durchzufahren. Man kommt sich dort ziemlich verloren vor. Kaum Menschen und nur Gesteine um einen herum. Faszinierend.  Nach etwa 2 Stunden in dieser seltsamen Landschaft ging es wieder auf die Straße und wir kamen Perth immer näher, doch heute wollten wir noch nicht reinfahren. Denn wir konnten ab Dienstag bei einem Freund, Steve, von uns wohnen, den wir in Derby kennen gelernt haben und es war eh kurz vor Sonnenuntergang. Also verbrachten wir noch eine Nacht auf einer tollen Rest Area etwa 85 km vor Perth. Hatten dort nette Gesellschaft und gingen mal wieder früh ins Bett.

Dienstagmorgen. Auf in die große Stadt. Nach dem ernüchternden Darwin, über 5 Wochen in dem Kaff Derby und der langen Fahrt, waren wir endlich wieder in einer richtigen Stadt. Einer Großstadt. Mit Millionen von Menschen, großen Häusern, Shoppingcentern – allem was man eben so braucht. Und da Steve noch nicht eingetroffen war, haben wir uns auch gleich auf den Weg zu einem Shoppingcenter gemacht. Und dort verweilten wir fast 6 Stunden!!! Wir haben eingekauft, wie die Bekloppten. Aber es fühlte sich so gut an nach 9 Monaten sich mal wieder etwas Gutes zu tun und sich neue Anziehsachen zuzulegen. Wir hatten es verdient! Und es war ein Outlet Center, also haben wir das Beste rausgeholt. Als wir wieder auf dem Parkplatz ankamen, habe ich noch scherzhaft zu Carla gesagt „Jetzt darf nur nichts mehr mit Luzie passieren, denn wir haben grad zu viel Geld ausgegeben“! Und schwupps, ging die Zentralverriegelung nicht mehr. Komisch. Und der Motor sprang nicht mehr an. Carla hatte das Licht angelassen. Also musste sie herumrennen und nach jemanden suchen, der uns Starthilfe geben konnte. Sie war auch erfolgreich und nach mehreren Versuchen konnten wir sie auch wieder starten. Glück gehabt.

Nun haben wir also fast alles mit Luzie miterlebt. Batterie leer. Ja! Känguru überfahren! Und Glück gehabt. Ja! Schlüssel im Auto eingesperrt und ins eigene Auto eingebrochen. Ja! (Eine Geschichte die auf der Farm passiert ist). Nun kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen, denn sie fährt uns. Selbst das Problem mit der Schaltbox haben wir mit einem kleinen Trick behoben. Bis jetzt hat sich das Auto also nun wirklich bewährt. Wenn man da all die anderen Backpacker Geschichten mit ihren Autos hört, die sonst was reparieren mussten. Nein! Wir haben einfach Glück. Und sie wird uns auch noch bis nach Sydney zurückfahren.

Nach diesem kleinen Zwischenfall mussten wir wenigstens ein bisschen bis zu Steve fahren, gut für die Batterie. Dort angekommen, war es wie im Paradies. Er wohnt in einem süßen Vorort in einem kleinen Haus. Und er hatte schon Abendessen für uns gekocht. Er ist Koch muss man dazu sagen. Wir wurden also vollends verwöhnt und es war schön nette Gesellschaft zu haben und ein Dach über dem Kopf mit einem Bad gleich neben dem Bett, ohne dass man ins Freie treten musste. Wir würden gern noch länger hier bleiben, aber wir haben ja nun noch eine weite Strecke vor uns. Etwa 3500 Kilometer bis nach Melbourne in weniger als 2 Wochen.

Wir bleiben noch bis Freitag in Perth, gucken uns alles in Ruhe an und dann geht die Fahrt weiter. Zu meinem Geburtstag sind wir dann wahrscheinlich in Esperance am Strand. Es ist so merkwürdig, dass wir hier bald Weihnachten haben. Es ist alles weihnachtlich geschmückt, aber es passt einfach nicht. Es ist warm, die Sonne scheint, man geht an den Strand. Und es hängen Weihnachtsmänner und winterliche Dekoration überall herum. Ich bin gespannt wie Weihnachten für uns wird. Wie es aussieht werden wir bei Philip Island sein, etwa 150 Kilometer südöstlich von Melbourne und dort bei Freunden wohnen. Und Martina, einen Freundin, die wir auf der Farm kennen gelernt haben, werden wir ebenfalls zu Weihnachten treffen. Man darf also gespannt sein, wie in Australien Weihnachten gefeiert wird.

Ihr hört wieder von uns – auf dem Weg oder wenn wir in Melbourne angekommen sind. Aber, uns geht es nach wie vor richtig gut. Die Glücksgefühle sind hoch und jeder Tag ist ein Erlebnis.



Derby

1 12 2010

Oder auch Boganvill – oder liebevoll Derby Town. Es gibt viele Wörter, die diese Einöde hier beschreiben könnten, aber wirklich positiv wären sie wohl alle nicht.

Es liegt am Meer. Allerdings ist es das Meer hier eine braune Pampe und wegen Krokodilen sowieso nicht zum Schwimmen geeignet.

Die Sonne scheint ohne Unterbrechung. Dadurch ist es unerträglich heiß. Wir haben hier 40-45°C und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das heißt man kann sich eigentlich kaum bewegen, oder auch wenn man still sitzt, fließt der Schweiß. Deswegen hält man sich entweder im Pool auf, wenn draußen dann nur im Schatten oder in klimatisierten Räumen. Auch in der Nacht kühlt es nicht wirklich ab. Und wenn es regnet, gibt es eine kurze Abkühlung, aber danach ist es noch unerträglicher. Die Feuchtigkeit steigt aus der Erde und man fühlt sich erst recht wie in einer Sauna. Allerdings hat es bis jetzt nur etwa dreimal geregnet, aber bald fängt die Regenzeit an und dann wird es immer schlimmer mit schlimmen Stürmen und unerträglichen Temperaturen.

Das Boab Inn ist DIE Bar in der Stadt. Dennoch ist es die meiste Zeit recht ruhig und man langweilt sich dennoch sehr oft bei der Arbeit, weil einfach nicht genug Gäste da sind. Also putzt man, quatscht mit den netten Gästen und vertreibt sich die Zeit mit Eierschaukeln oder dergleichen. Allerdings gibt es die Freitagnacht. Da platzt die Bar aus allen Nähten, man kämpft mit besoffenen Leuten, die ihren nächsten Drink so schnell wie möglich haben wollen. Das ganze Theater dauert dann etwa 2 Stunden und ist es wieder gut für eine Woche. Also, ein bisschen mehr zur Arbeit. Das Boab Inn hat eine Bar, ein Restaurant, 37 Zimmer und einen Bottle Shop. Carla hat nur im Restaurant und der Bar gearbeitet. Ich hab zusätzlich noch Housekeeping gemacht. Da wir derzeit ein paar Leute zu viel sind, gab es für Carla nicht ganz so viele Stunden. Manchmal musste sie nur abends für etwa 4 Stunden arbeiten. Ich habe 5-6 Tage morgens im Housekeeping gearbeitet. Morgens früh um 6 oder 7 zur Arbeit. Die Bar putzen, das Restaurant, die Zimmer reinigen. Damit war ich etwa 4-6 Stunden beschäftigt, je nach Dreckgrad und Belegung des Hotels. Samstagmorgen war der schlimmste Morgen die Bar zu putzen. Ein Saustall. Ich weiß nicht, ob sich die Australier zuhause auch so benehmen, aber es ist teilweise im Restaurant mehr Essen auf dem Boden als auf dem Teller, die Drinks werden umgekippt, so dass der Boden klebt. Ich habe noch nie in Deutschland eine Bar putzen müssen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es so extrem ist. 

Als wir im Boab angekommen sind, waren wir Frischfleisch. Jeder Mann , und es sind überwiegend Männer, hat versucht uns abzuschleppen und das auf die übelste Art und Weise. Sehr unterhaltsam! Neben den alten Australiern, die noch sehr unterhaltsam waren und sich selber nicht so ernst nehmen, gab es die Arbeiter, die nur für eine bestimmte Zeit in der Stadt waren. Die waren die schlimmsten! Im Anbaggern und im Betrinken! Einen Abend ist ein Ire ausgeflippt. Er hatte mich zuvor öfter mal gefragt, ob ich nicht mit ihm ausgehen will, ich habe immer wieder verneint und meinte nur, wenn er sich mal benehmen würde. Damit hatte sich die Sache erledigt, denn r konnte sich nicht benehmen. Meist sturzbesoffen sass er an der Bar und wurde raus befördert. Dies ist nämlich auch eine Sonderheit in Australien. Man darf keine Betrunkenen mehr bedienen. Gut, wenn man das sehr eng sehen würde, also nach einer Stunde niemanden mehr. Aber zumindest die Leute, die sich nicht mehr klar artikulieren können oder nicht mehr gerade laufen können. Und das gab es öfter. Diese werden dann nicht mehr bedient oder sogar rausgeworfen. Denn wenn diese Leute einen Unfall bauen oder dergleichen, wird man als Bar mitschuldig gemacht und muss eine hohe Strafe zahlen, weil man ihnen ja den Alkohol serviert hat. Damit wird den Leuten die Verantwortung genommen, was ich eine Unart finde, aber was nur für die Ungereimtheiten dieses Landes sprechen. Deswegen wird gesoffen bis es kein Morgen mehr gibt, aber am morgen dann wieder und wieder und wieder. Dieser Ire kam am besagten Abend schon sturzbesoffen in die Bar und hat von uns keine weiteren Drinks mehr bekommen. Aber er darf etwas zu Essen bestellen, und das tat er dann auch. Er hat gegessen wie ein Schwein, ist beinahe bei eingeschlafen und ich hatte jeden Moment das Gefühl, dass er alles wieder erbricht. Dennoch gab er nicht auf, mich nach einem Date zu fragen. Nachdem die Security, die am Wochenende aufgrund solcher Zwischenfälle immer anwesend war, ihn schon mehrmals ermahnt hatte und ich ihn nach Hause geschickt habe, dachte ich es wäre nun beendet. Aber nein, er diskutierte in der Bar mit dem Manager, dass er doch nun einen Drink haben möchte. Nach 5 minütiger Diskussion wurde der Gute hangreiflich, griff nach einem Barstuhl und wollte ihn  hinter die Bar werfen – auf uns, die dort alle als Zuschauer standen mit offenem Mund. Gott sei Dank, schaffte er es nicht und blieb am Regal hängen und hilfreiche Gäste sowie die Security waren schnell zur Stelle, um ihn nach draußen zu befördern. Kurz darauf kam die Polizei, der Gute bekam für ewig Hausverbot und damit hatte sich die Sache. Und das war nur ein Zwischenfall von vielen, meist kam zumindest einmal am Wochenende die Polizei, um sich um einen Volltrunkenen zu kümmern. Allerdings gab es auch friedfertige Alkoholiker wie Darryl, unser alter Buschmann, der tagein tagaus an der Bar sass und sein Bier getrunken hat und uns Geschichten erzählt hat und den man mit seinem Charme einfach nur mögen konnte. So ist das eben in einer Countrytown wo Alkoholismus fast jeden betrifft. Denn dort gibt es, traurig aber wahr, nichts anderes zu tun. Derby hatte noch nicht einmal ein Kino oder dergleichen. Nur 3 Bars, zwei Supermärkte, den Jetty zum Fischen, wobei Fischen auch nur ein Synonym für Trinken ist, einen Sportplatz und sonst nichts. Nicht zu vergessen den Boab Prison Tree, der als Touristenattraktion zählt, aber in 2 Minuten abgehakt ist. Der Prison Tree, Gefängnis Baum, ist ein uralter Boab Baum, der groß und innen hohl ist und zu Einwanderungszeiten von den Weißen als Gefängnis für die Aborigines genutzt wurde.

Da kommen wir zum nächsten Punkt, die Aborigines. Carla und ich hatten zuvor viele Geschichten gehört und keine davon war wirklich positiv. Mädels die bedrängt wurden, Jungs die überfallen und zusammengeschlagen wurden. Aborigines die immer besoffen sind und um Zigaretten und Geld schnorren. Aber wir wollten uns ein eigenes Bild machen und Derby war perfekt dafür. Eine Hälfte der Bevölkerung waren Aborigines. Und leider haben sich viele Vorurteile bestätigt. Dennoch ist dies sehr zwiespältig, denn die „Australier“, die Weißen, haben sich das selbst zu zuschreiben und somit weiß ich nicht so recht, wie ich das beschreiben soll. Es ist einfach nur ein trauriges Bild. Tagsüber laufen sie in bisschen wie Zombies durch die Gegend. Sitzen unter Bäumen und besaufen sich – nicht wirklich anders als der Rest. Aber sie riechen übel. Ja stinken sogar, man hört sie schon von weitem mit ihrem schlurfenden Gang und man riecht sie. Wir durften sobald es dunkel ist, nicht mehr alleine auf die Strasse gehen, aus Angst vor Überfällen und Übergriffen, gerade auf uns Mädels. Dennoch wurde ich beklaut.

Unser Haus ist sicher gewesen. Wir haben in einer guten, sicheren Gegend gelebt und unser Haus wurde respektiert. Allerdings habe ich ab und zu mal woanders genächtigt und dort war es wie in der Bronx. Die Aborigines saßen vor ihren „Häusern“, volltrunken, haben rumgeschrien und haben schon mehrmals versucht in das Haus einzubrechen. Einbrechen ist hier das falsche Wort, sie laufen einfach rein und stöbern und falls jemand zuhause ist, werden sie halt verscheucht. Sie haben nichts mehr zu verlieren. Also, ich wurde beklaut während ich schlief. Ich habe zuvor noch Carlas MP 3 Player aus dem Auto mit ins Haus genommen, weil ich dachte da wäre er sicherer und sonst hatten wir keine Wertsachen im Auto. Denn das Auto ist leicht zu knacken. Meine Handtasche lag neben dem Bett und am nächsten Morgen war der MP3 Player weg, mein Geld, Gott sei dank hatte ich nur etwas Bargeld dabei und keine Brieftasche, meine Zigaretten, Feuerzeuge, ein Ohrring und ein Kondom waren weg. Verschwunden. Außerdem sind in derselben Nacht sämtliche Kühlschränke, nur der Alkohol, geplündert worden und von einem anderen Mädel waren ebenfalls Sachen verschwunden, die im Wohnzimmer lagen. Erstens ist es ja schön, dass sie Kondome klauen und somit auch sicher sind. Aber es ist ein ganz mulmiges Gefühl zu wissen, dass jemand in dem Zimmer war während ich schlief. Und niemand hat es mitgekriegt! Immerhin lag ich nicht allein im Bett, sonst wäre es noch unheimlicher und wer weiß, was sonst passiert wäre.

Also, ich habe meine Erfahrung mit Aborigines gemacht – und es reicht ! Man kann natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, aber leider bleibt einem doch immer das Negative im Gedächtnis. Wir haben natürlich auch nette Aborigines kennen gelernt, aber sie haben es schwer sich zu integrieren oder besser gesagt, akzeptiert zu werden. Wie gesagt, es ist eigentlich eine traurige Geschichte. Wir haben uns ein bisschen mit der Geschichte Australiens beschäftigt und es ist nicht gerade nett, was mit den Ureinwohnern passiert ist und man ist sich erst seit kurzem anscheinend bewusst, dass man etwas falsch gemacht hat. Aber das sprengt hier eindeutig den Rahmen. Allerdings ist es kein leichtes Gesprächsthema, wenn man sich mal mit Australiern darüber unterhalten will. Ähnlich wie mit dem Zweiten Weltkrieg und den Deutschen.

Naja, mir geht es ja trotzdem gut und uns ist nichts passiert. Nach diesem Zwischenfall habe ich auch nicht mehr woanders genächtigt, sondern hatten dann Besuch bei uns im Haus, was nicht unbedingt zur Zufriedenheit unseres Bosses war. Allerdings scheint er es erst gestern, nach unserer Abfahrt, erfahren zu haben, von daher kann es uns egal sein.

Man war dort dauer überwacht. Bei der Arbeit waren überall Kameras, auf der einen Seite zur Sicherheit wegen zahlreichen Zwischenfällen, aber auch an Orten, wo nur Mitarbeiter Zutritt hatten. Etwas was in Deutschland niemals erlaubt wäre. Es gab zahlreiche Regeln wie man sich zu verhalten hatte, wann und wo – und das betraf ebenfalls unser Privatleben. Wenige von uns haben sich daran gehalten, aber man war immer auf der Hut. Kein schönes Gefühl als Erwachsener Mensch! Dennoch hatten wir eine sehr schöne Zeit. Fünfeinhalb Wochen viel Spaß, nete Leute um uns herum und ein tolles Zuhause.

Das Haus. Wir waren zwischen 9 – 13 Leuten die dort gelebt haben. Es waren quasi drei Häuser auf einem Grundstück. Drei Badezimmer. Eine Küche. Ein Wohnzimmer mit vielen Sofas und einem Riesenfernseher und DVD Player. Ein Garten mit einem wunderschönen Pool, in dem wir täglich Abkühlung gesucht haben oder der nachts zu einem Partyraum umfunktioniert wurde. Wir hatten eine tolle Zeit.

Unsere Mitbewohner. Lisa, die 19jährige Münchnerin, die wir als kleine Schwester adoptiert haben und in unser Herz geschlossen haben. Wenn sie betrunken war, hatte sie keine Grenzen. Mark, unser Koch, der sich wohl unsterblich in Carla verliebt hat. Dennoch gab es keinerlei Probleme und haben ihn als unseren trockenen Engländer ins Herz geschlossen. Sara und Alex, sie Finnin, er Kiwi, ein Paar. Haben auch viel als Paar gemacht, aber sie war göttlich und war er war ein dickhead. Steve, unser Uralt Australier, der den Bottleshop gemacht hat. Ryan und Kim – ein Traumpaar. Er Australier wie er im Buche steht – Veggiemite Sandwich, Fischen, Trinken, harter Arbeiter, toller Humor, ein Spaßvogel. Sie Engländerin, die sich unsterblich in ihn verliebt hat und nun wohl bald geheiratet wird. Er hat unter anderem unsere Luzie wieder frisch gemacht – Ölwechsel, Schaltbox gerettet und unsere Klimaanlage geht auch wieder. Carl, unser liebster Engländer, der sich gern mal auszog und nackt in den Pool sprang – auf seinem Arsch hat er tätowiert „I am drunk“. Mit ihm hatten wir mitunter den meisten Spaß und er hatte die lustigsten Geschichten. Das witzige war, er war ungefähr einen Kopf kleiner als wir, und wir nannten ihn liebevoll Zwerg. Beau, ebenfalls Australier und sehr nett, und Lukas, sehr doof, wurden in unseren ersten Wochen gefeuert und hatten daher keinen so großen Einfluss. Dafür kamen die letzte Woche zwei wirklich dumme Mädels, die noch viel Spaß haben werden mit unseren Liebsten. Wir nennen sie „Dumm und Dümmer“!

Und neben unseren Mitbewohner gab es auch noch andere nette Leute als Gäste in der Bar, die nicht nur dauerbetrunken waren, und zu Freunden wurden. Der eine ein engerer Freund, manch anderer eben nicht.

So, war also unsere Zeit in Derby. Sie verging schnell, vielleicht etwas zu schnell, denn auch wenn dort nicht so viel zu tun war, wären wir wahrscheinlich noch länger geblieben, wenn wir die Zeit gehabt hätten, weil man sich einfach zuhause gefühlt hat aufgrund des tollen Hauses und der tollen Leute. Dennoch waren viele Tage von Langeweile bestimmt und so ist es wahrscheinlich besser, dass wir weiterkommen!

Nun, wir haben am Dienstagmorgen, also 30.11., Derby verlassen und sind auf unserem Roadtrip – Melbourne bis Weihnachten. Das sind etwa 6000 km in 3,5 Wochen. Ein Klecks!

Aber dies wird wieder eine andere Geschichte!