Wir machen eine Reise

29 03 2010

…diesmal mit dem Zug. Nachdem wir schon jegliches Fortbewegungsmittel benutzt haben, war heute der Zug dran. Wir sind schon mit kleinen und großen, schnellen und langsamen Booten gefahren, große und kleine Busse, Tuk Tuks, Taxen, als Beifahrer samt Gepäck auf einem Motorbike, einer Rikscha, natürlich geflogen – also so ziemlich mit allem, was sich die Menschheit überlegt hat, um sich von A nach B zu bewegen.

Wir haben einen Soft Sleeper, ein Schlafabteil mit vier Betten, gebucht und waren ganz glücklich, dass unsere Mitfahrer Spanier waren und wir uns somit mit ihnen verständigen konnten. Außerdem waren unsere Nachbarn mal wieder Holländer und so hatten wir eine lustige Nacht – der Zug schlief und wir quetschten uns zu sechst in ein Ausgangsbereich, um niemanden zu wecken, tranken Bier und quatschten.  Allerdings hat uns unsere Reisebegleitung schon in Nha Thrang verlassen – wir hatten noch 11 Stunden Fahrt vor uns! Seitdem waren wir nun allein in unserem Abteil und lauschten den Geräuschen der Schienen und schliefen schunkelnd immer mal wieder ein. Eine Station vor Hué stieg noch ein englisches Pärchen ein.

In Vietnam muss man einmal mit dem Zug gefahren sein. Die Bahnstrecke erstreckt sich von Saigon an der Küste entlang bis hoch in den Norden nach Hanoi und weiter. Man würde bis Hanoi circa 30 Stunden Zug fahren. Wir denken 17 Stunden, also unsere Strecke, sind durchaus genug. Aber es ist unglaublich schön, was man alles links und rechts von der Strecke sieht. Berge, Reisfelder, schöne Landschaften und manchmal das Meer mit tollen Buchten. Ein Erlebnis und ich bin so froh, dass Carla das mit mir macht, denn davon habe ich schon seit langem geträumt. Für mich das ultimative Vietnamerlebnis. Allerdings freue ich mich auch schon sehr, wenn wir in Hué mal wieder länger als nur eine Übernachtung sein werden. Und dann mal schauen, was wir uns noch so alles angucken werden – wir werden ganz langsam den Weg Richtung Ho Chi Minh City wieder zurücklegen. Außerdem fühlen wir uns grad richtig frei. Bis Phnom Penh hatten wir ja den kompletten Trip schon von zu Hause aus durchgeplant und sind nun ganz frei in unserer Entscheidung, wohin wir wollen und wie lange wir bleiben möchten. Trotzdem muss ich sagen, dass was wir vorher geplant haben, ohne auch nur ein Teil bereits gesehen zu haben, immer gut gepasst hat. Sowohl von der Dauer des Aufenthalts als auch von der Unterkunft. Manchmal glaube ich selber nicht, was wir hier eigentlich machen und dass wir das alles selbst bewerkstelligen. Von Ort zu Ort buchen wir unsere Verkehrsmittel und wissen nie vorher so wirklich ,wie wir weiterkommen. Und jetzt sind wir noch freier in unseren Entscheidungen, weil wir weder wissen wie lang wir bleiben und wo. Es macht so unglaublich Spaß. Die Länder, die wir bereits kennengelernt haben, die vielen, meist interessanten Menschen, die Sachen, die wir schon gesehen haben. Wir reisen zwar erst seit guten drei Wochen, aber es kommt uns schon so vor wie 2 Monate. Ich finde es fast schwer vorstellbar, dass ich nach Asien wieder in eine westlichere Welt fahre – sprich Australien. Mir gefällt es hier so unglaublich gut und es gäbe noch so viel zu entdecken. Also, wir müssen definitiv wiederkommen. Jetzt schauen wir aber erst mal was Vietnam uns noch so zu bieten hat. Bis jetzt sind wir durchaus begeistert und freuen uns auf die weiteren 2 Wochen in diesem wunderschönen Land.

Nach 18 Stunden Zugfahrt, die allerdings wirklich gut vergangen sind, sind wir gut in Hue angekommen – quasi in der Mitte von Vietnam. Unser Hotel, Sports Hotel, ist mal wieder ein guter Griff gewesen und liegt im richtig süßen Zentrum von der Stadt. Da wir heut einfach nur noch zu müde sind, erkunden wir morgen alles in Ruhe – es soll wunderschön sein, hört man munkeln. Heute Abend gönnen wir uns seit drei Wochen das erste Mal wieder ein paar Kekse – unglaublich. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es hier nicht so heiß ist, fast richtiger Frühling, und man mal wieder etwas Appetit. Müde aber sooo glücklich!

Ach ja, heute haben wir nicht Zimmer Nummer 303 sondern 302…. Mmmh!

Gute Nacht!

Und hier noch ein paar Eindrücke von unserer Bahnfahrt:



Saigon

29 03 2010

Von der Stelle, wo uns der Bus abgesetzt hat, war es nicht mehr weit zu unserem Hostel. Ein kleiner Vietnamese zeigte uns den Weg durch die verwinkelten Hinterhöfe der sonst so belebten Straßen.  Und da waren wir – in unserem bis jetzt wirklich tollsten Hostel: Ngoc Thao Guesthouse mitten in Saigons Backpackerviertel. Es war klein, nur etwa 10 Zimmer, und wird von einer Familie betrieben, die uns unheimlich nett empfing. Es war unglaublich sauber und alles ganz lieb eingerichtet. Wenn wir in zwei Wochen wieder in Hoh Chi Minh sind, werden wir dort wieder schlafen, denn diesmal war uns wieder mal nur eine Nacht dort vergönnt. Allerdings ist uns aufgefallen, dass wir bereits seit den letzten drei Hostels immer die gleiche Zimmernummer hatten – 303 – ist das ein Zeichen? Wenn, dann nennen wir es ein Glückszeichen.

Obwohl wir müde und erschöpft waren, sind wir raus auf die Straßen und haben uns das Treiben angeguckt und waren sehr schnell Teil davon. Nach einem leckeren Abendessen, sind wir in einer Bar gelandet, in der wir total versackt sind. Die Kellner haben uns köstlich amüsiert und flirteten mit uns. Armin und sein Freund kamen noch vorbei und auch das englische Pärchen, wo die Dame von der Brücke gefallen ist, gesellte sich zu uns für ein Stündchen. Auch ein nicht so angenehmer Zeitgenosse, ebenfalls Deutscher, saß aufgrund einer Einladung eines Kellners an unserem Tisch – er dachte wohl, deutsch muss zu deutsch. Der Typ war allerdings recht anstrengend und erzählte uns, wo er schon überall gewesen ist, was er schon alles gesehen hat, wo schon überall Fotos von ihm hängen, dass er in den besten Hotels gewohnt hat, ein Appartement in Saigon hat und so weiter. Allerdings merkte er erst recht spät, dass wir ihn ziemlich nervig fanden und hat sich dann auch endlich mal davon gemacht. Aber auch er hat den Abend durchaus belebt. Außerdem habe ich auch eine ganz tolle Begegnung mit einem Kanadier gehabt, ein echt toller Typ, der mich sehr beeindruckt hat. Es ist einfach unglaublich, mit wie vielen Menschen man hier so spricht. Das summiert sich auf den Tag auf bestimmt 5-15 Fremde, mit denen man sich länger als 5 Minuten unterhält. Meistens sind es alles Männer – schon komisch. In Deutschland spreche in nicht mal in einem Jahr mit so vielen Männern, die ich gerade kennen lerne, aber hier ist es anders. Erstens sind meist viele Pärchen unterwegs, die sehr auf sich fixiert zu sein scheinen.  Und Mädchengruppen gibt es nicht so viele. Also bleiben die Männergruppen. Und meist ist alles recht unbefangen, man trifft sich, unterhält sich, trinkt oder isst was zusammen und dann trennen sich die Wege wieder. Manchmal wird natürlich auch ein bisschen geflirtet, schließlich sind hier einige Typen unterwegs, die durchaus ansehnlich sind. Außerdem ist es jetzt schon so, dass wir teilweise immer wieder die gleichen Leute treffen. Ein Pärchen, dass mit uns in Phnom Penh im Hostel war, war auch wieder in Can Tho. Ebenfalls ein Engländer aus Phnom Penh, lief uns gestern Abend in einer Bar über den Weg. Leute aus der Reisegruppe, sprich Armin und die Engländer und auch ein Inder, begegnen einem auch andauernd. Man kommt sich dadurch garnicht mehr so fremd vor, in dieser großen Stadt – gar Welt.

Ho Chi Minh City, Saigon, ist eine tolle Stadt. Zwar auch recht groß, laut und belebt, aber wesentlich toller als Bangkok. Es hat so viel zu bieten. Die Häuser sind meist klein und es gibt so viele Gegensätze. Gestern haben wir sie ein bisschen erkundet und freuen uns schon ,dass wir hierher noch einmal zurückkehren können. Unsere Säcke mussten wir schon wieder packen und konnten sie dann aber den ganzen Tag im Hostel stehen lassen, bevor es abends um elf in den Zug ging. Hier stehen Neubauten zwischen kleinen Häusern. Teilweise alte Kolonialbauten. Tolle Museen und mittendrin eine christliche Kirche, Notre Dame. Es gibt viele Grünanlagen, die gestern am Sonntag, voll waren mit vietnamesischen Familien, die dort picknickten und es sich gut gingen ließen. Und wir waren mittendrin. Sind über den  Markt geschlendert und haben uns mit Leckereien für die lange Zugfahrt eingedeckt und haben die Stadt für uns erobert. Das Stadtbild prägt besonders ein Bild – der Roller. Sie fahren überall in Scharen. Jeder hat einen oder mehrere im Besitz und an den wenigen Ampeln stehen sie und warten auf das Signal, um dann brausend weiterfahren zu können.

Bevor wir mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren sind, durften wir noch im Hostel in der Familiendusche duschen und haben nach einem leckeren Essen, mal wieder eine nette Begegnung in einer Bar gemacht. Das hört nie auf! Manchmal ist man fast traurig, dass man wieder weiterfahren muss, denn man hätte sich bestimmt noch viel mehr zu erzählen. Aber so ist das eben und neue Bekanntschaften kommen schnell. So verließen wir also die Stadt und fuhren zum Bahnhof wo unser Zug nach Hué schon auf uns wartete.



Mekong Delta

29 03 2010

… früh am Morgen!

Am Samstagmorgen ging es also mal wieder früh raus in Can Tho. Um 6 Uhr zum Frühstück und dann ab auf den Fluss. Wir hatten ja unsere Tour gebucht und waren heute mit einer großen Gruppe unterwegs nachdem wir gestern nur zwei Leute waren. Wie wir uns gewünscht hatten, waren viele ältere Leute dabei, Franzosen, Engländer, Holländer – viele Menschen, die viel zu erzählen hatten und mit denen wir viel Spaß hatten. Erst ging es auf dem belebten Mekong zum größten Floating Market des Deltas. Der Großmarkt. Große, vollbepackte Schiffe verkaufen ihre Ware, meist Obst und Gemüse, an kleine Händler auf ihren Booten, die es dann wiederum auf dem Markt verkaufen. Ein geschäftiges Treiben und Handeln. Kurz danach legten wir an und haben uns eine Reispapier“fabrik“ angeguckt. Dort wurde uns erklärt wie man aus den Rohstoffen, das hier so beliebte Nahrungsmittel herstellt, aus dem dann Nudeln oder andere Dinge hergestellt werden. Auf dem Weg fiel eine englische Dame aus der Gruppe, ein Hans guck in die Luft, von einer klitzekleinen Brücke in den Graben voll Matsche und hielt dich dabei in einem Stacheldraht fest. Doch wie ein Wunder ist ihr nichts weiter passiert, sie hatte direkt neben die Stacheln gegriffen, und hatte außer viel Matsche an den Füssen und Beinen, nur ein paar weitere Schrammen und eine zerrissene Hose. Nach einer kleinen Rettungsaktion konnte es dann aber weitergehen und sie konnte es mit Humor gehen – daraufhin war jede Brücke ein willkommenes Fressen den running gag anzuwenden. „Mind the gap“! Das schien allerdings nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn ihr Mann war den Tag zuvor in der Dusche ausgerutscht und trug davon eine fette Brüsche am Schienbein. Wieder an Bord unseres Bootes ging es dann weiter in die kleineren Kanäle. Eigentlich hatten wir die Hoffnung, dass wir auf kleine Boote umsteigen, um noch tiefer reinfahren zu können, aber leider war dies nicht der Fall. Auch ein Grund für uns, sowie die Fahrt am Tag zuvor und die Tatsache, dass zwei Programmpunkte unterschlagen wurden, nie wieder so eine Tour zu machen, sondern wie bisher gehabt alles auf eigene Faust zu machen. Trotzdem fanden wir den Ausflug recht lohnenswert und haben so einen guten Eindruck bekommen. Nach einem kurzen Halt an einer Monkey Bridge, eine Brücke aus einem Bambusstamm und einer kleinen Kletteraktion über diese, unsere englische Freundin durfte daran nicht teilnehmen, ging es weiter über den Fluss und wieder zurück an Land. Dort ging es dann schon bald in den Bus Richtung Ho Chi Minh City. Der Bus war diesmal recht komfortabel und wir hatten auch keine Polizeikontrolle oder ähnliche Zwischenfälle – aber diesmal saßen wir ja auch in einem Touribus. Die Busfahrt war recht unterhaltsam. Erstens mussten wir kurz nach Fahrtbeginn schon wieder alle raus, und zweitens wurden wir bestens von Armin, einem Holländer, unterhalten. Wir mussten alle wieder aus dem Bus, weil es auf eine Fähre über den Mekong ging, da die Brücke erst in einem Monat fertiggestellt sein wird – und das ist wirklich ein Spektakel, denn es fahren ungefähr 3 Fähren recht zeitnah, ist ja auch keine weite Strecke, und jede ist überfüllt mit Rollern. Schon im Wartebereich tummeln sich die Roller – so viele, dass man sie kaum zählen kann. Und wenn dann alle losfahren, machen sie ein ohrenbetäubendes Geräusch. Ein Erlebnis! Und Armin, der Holländer war durchaus unterhaltsam, weil er natürlich seinem Ruf als Holländer vollends nachkam, und sich schnell herausstellte, dass wir mal wieder eine Gemeinsamkeit haben. Mal wieder ist es Sylt – so war es bei Kathi vorher auch. Und zwar ist Armin der Sohn von dem alten Ziegenpeter in Keitum – das hat uns sehr erfreut und mal weder ist klar: die Welt ist ein Dorf.

So verging die vierstündige Busfahrt sehr schnell und wir kamen endlich am späten Nachmittag  in Ho Chi Minh City, Saigon, an.