Phnom Penh

24 03 2010

Eine interessante Stadt!!!

Gestern haben wir uns also mal wieder mit dem Bus von Siem Reap auf den Weg nach Phnom Penh gemacht. Der Bus ging wieder früh los und wir dachten schon sie hätten uns vergessen. Man hat uns gesagt, dass wir um 7.00/ 7.30 Uhr vor dem Hotel sein sollen zum Pick up. Wir waren früher da, um noch zu frühstücken. Da fuhr ein anderer Bus vor, viel zu früh, und es stiegen ein paar Leute ein. Wir fragten welcher Bus das wäre, wohl der der nach Sihanouk Ville, aber er würde über Phnom Penh fahren. Also wollten wir uns unsere Sachen schnappen und einstiegen, doch da fuhr er los – ich bin auf die Straße und hab hinterher gerufen, sehr zur Belustigung der Menschen um uns herum, aber er hielt nicht mehr an. Nachdem der Rezeptionist dann telefoniert hatte, stellte sich raus, dass es garnicht unser Bus war und dieser noch kommen würde. Puh, wir waren wach! Also kam unser Bus und die Fahrt konnte beginnen. Allerdings ist das hier so: es holt dich ein Minibus ab, der fährt dich zu den Tour Operator, wo dich dann ein weitere Bus einsammelt und dich zur Bus Station fährt. Dort steigt man dann in den richtigen Bus ein, der dann durchfährt bis zum Ziel – macht wirklich Spaß, vor allem mit dem ganzen Gepäck.

Wir saßen im Bus neben einer Kambodschanerin mit einem kleinen, süßen Jungen. Doch der Junge schien krank und fing schon kurz nach Abfahrt an, sich zu übergeben.  Wir haben zu Fahrtbeginn alle Tüten bekommen, wohl eigentlich für Müll, aber diese eigneten sich auch zu diesem Zweck. Der Junge tat uns so leid und wir hätten so gern geholfen. Das einzige, was wir anbieten konnten, waren Taschentücher und unsere Tüten als ihre zu Neige gingen. Sie schien das sehr zu schätzen und bot uns nach einer Pause etwas Obst waren. Eine Frau, die so viel ärmer war als wir bestand darauf, dass wir ihr „Geschenk“ annehmen, also taten wir es und aßen Mango mit Chili (sehr lecker) und Pomelo. Wir waren ganz begeistert und es war wieder mal eine Geste der Einheimischen, die uns zum Schwärmen brachte. Kambodscha ist toll und die Menschen noch viel toller. In dieser Situation kam uns unser einziges khmer Wort sehr zu Gute „akun“ (Danke), denn sie sprach kaum englisch. Als wir nach einer 5 stündigen Fahrt endlich da waren, hat sie sich ganz süß von uns verabschiedet und wir hoffen, dass es dem Kleinen nun besser geht.

Gegen Nachmittag kamen wir also in unserem Hostel „Me Mates Place“ an und konnten gleich ins Zimmer. Ein sauberes Zimmer mit Doppelbett und einer westlichen Dusche, Klimaanlage und Fan, Fernseher und Kühlschrank – aber ohne Fenster. Aber das ist in Ordnung! Hier ist sehr nettes Personal und alle sind sehr bemüht und die kleinen kambodschanischen Männer scheinen uns zu lieben und imponieren zu wollen. Gestern sind wir nur noch etwas durch die Stadt, am Tonle Sap Fluss entlang, gelaufen und haben etwas gegessen. Da haben wir mal wieder eine nette, kurzweilige Dinnerbekanntschaft mit zwei Schweden gemacht, die uns den Abend verkürzt haben. Dennoch sind wir früh ins Bett, denn reisen ist echt anstrengend.

Heute ist also unser einziger Tag in Phnom Penh. Wir haben ganz ruhig gestartet und mussten erst einmal ausschlafen. Nach einem leckeren Frühstück im Hostel sind wir los marschiert. Die Innenstadt von Phnom Penh ist überschaubar und gut zu Fuß zu erkunden. Natürlich sind genug Tuk Tuk Fahrer heiß darauf, dich rumzukutschieren, aber wir wollten uns selber umschauen. Da wir völlig reizüberflutet sind von den letzten Tagen in Siem Reap, haben wir entschieden es hier ganz ruhig angehen zu lassen und nicht so viel anzugucken. So viel hat die Stadt auch nicht zu bieten an Touristenattraktionen. Der Royal Palace mit der Silver Pagoda: nein danke, nicht noch ein Tempel. Die Killing Fields: nein, das ist nun wirklich zu deprimierend sich ein Massengrab anzuschauen und muss unserer Meinung nach nicht sein. Es ist ja keinesfalls so, dass wir die Augen vor der Vergangenheit verschließen, ist ja auch garnicht möglich, da sie immer präsent ist, aber die Killing Fields sind ein Massengrab, dort wurden Tausende von Menschen ermordet, zu vergleichen mit einem KZ in Deutschland, und das wollen wir aussparen. Also haben wir uns entschieden ins National Museum zu gehen. Und das war die beste Idee, dort haben wir unsere Oase gefunden – eine Oase voller Ruhe ohne fragende Tuk Tuk Fahrer und bettelnde Kinder. Erst einmal war es eine interessante Ausstellung, vor allem wenn man vorher schon die Tempel von Angkor Wat gesehen hat und das Museum war wunderschön. Fast wie ein Tempel, mit einem begrünten Innenhof. Dort saßen wir nun und hatten mal wieder interessante Gesprächspartner. Ein Norweger mit seiner Frau aus Malaysia, mit dem wir uns über die Vergangenheit Kambodschas und Europas und Politik unterhalten haben. Dies war sehr interessant und er war vorher bei den Killing Fields und hat uns davon abgeraten dahin zu fahren, wenn man sensibel ist. Dazu stießen dann noch zwei Franzosen, die sich sehr süß bemühten mit uns englisch und deutsch zu sprechen. Da saßen wir also mit den älteren Herrschaften und hatten mal wieder interessante Gespräche und einen tollen Austausch.

Danach ging es für uns noch zum Central Market – sehr angenehm, da er überdacht ist und man so etwas der Hitze entgehen kann. Außerdem waren die Verkäufer nicht zu aufdringlich. Es ist wirklich unglaublich heiß, die Wärme staut sich in den Straßen und man kann nichts dagegen tun. Phnom Penh ist eine interessante Stadt, da sie sehr westlich angehaucht ist, abgesehen davon, dass wir teilweise die einzig Weißen auf der Straße sind. Alles ist total schön angelegt und begrünt  und man fühlt sich keinesfalls unsicher – egal in welcher kleinen Straße man auch gerade ist. Uns gefällt es hier ganz gut.

Heute Abend hat es uns in Backpacker Viertel, am Boeung Kak Lake, geführt. Eine weitere Oase in der sonst lauten Stadt – ein kleiner See mitten in der Stadt mit den typischen Stelzenhäusern und vielen Hostels, Bars und Restaurant. Also haben wir uns eins ausgesucht und saßen auf einem Boot im See. Schon kurz nach unserer Ankunft gesellte sich unsere heutige Dinnerbegleitung zu uns: ein kleiner, zehnjähriger kambodschanischer Junge, Ravy,  der eigentlich Bücher verkaufte, aber gerade sehr beschäftigt mit seinem Malbuch war. Er setzte sich prompt zu uns an den Tisch, stellte seine Bücherkiste zur Seite, ohne vorher zu fragen, ob wir eins kaufen wollen, und malte fleißig weiter. Es ging darum Gegenstände, die unten dargestellt waren, in einem Suchbild zu finden. Wir halfen ihm dabei. Und merkten schnell, dass er unglaublich gutes Englisch sprach und auch sonst sehr clever war. Also suchten wir gemeinsam ein paar Bilder und waren ein tolles Team. Als dann unser Essen kam, fragten wir ihn, ob wir ihm auch was bestellen können. Wir hatten vorher ein Suchbild von einer Pizza, die er noch nie gegessen hat. Aber er wollte nicht, dass wir ihm ein ganzes Essen kaufen, denn wir müssten ja auch sparen und seien nicht so reich. Wir boten ihm an unser Essen mit ihm zu teilen – und das taten wir dann. Es schmeckte uns allen sehr gut und nebenbei suchten wir weiter Bilder. Er fragte uns, ob wir das früher als Kinder auch gemacht hätten, und wir bejahten dies, und er meinte nun machen wir es wieder – dafür sei man nie zu alt. So lieb und süß! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er kein einziges Mal versucht uns eins seiner Bücher zu verkaufen. Wir taten es trotzdem. Eigentlich wollten wir keine Bücher, aber er hatte es verdient und da er das Geld ohne etwas zu kaufen nicht angenommen hätte, haben wir es so gedreht. Zuvor schenkte er uns allerdings sein Malbuch, dass wir beenden sollten, wenn wir mal wütend sind oder so, sei es eine gute Beruhigung und Ablenkung.  Außerdem sei es ja nicht teuer gewesen, weil ich es erst abgelehnt habe. Da saßen wir nun an diesem tollen Platz, schauten in den Sonnenuntergang und hatten wieder eine tolle Begleitung und Unterhaltung. Er versprach uns das Geld  für sich und seine Familie zu behalten und wir hoffen, dass es stimmt. Denn in diesem Jungen steckte so viel Potential, dass er definitiv weiter zur Schule gehen sollte, die hier oft etwas kostet, zumindest die Bücher, Uniform und dergleichen. Es war mal wieder eine faszinierende Begegnung mit einem tollen, kleinen Menschen.

Mir fällt selber auf, dass ich während meiner Beiträge oft das Wort „unglaublich“ verwende, aber so ist es: unglaublich! Unwirklich! Dass wir so etwas erleben, erleben dürfen, ist für uns nach wie vor unbegreiflich. Jeden Tag erleben wir „unglaubliche“ Dinge – und wir freuen uns auf Morgen. Und auf Übermorgen. Und auf die nächsten Monate.

Was wir in Kambodscha (Thailand) bisher gelernt haben:

–  Ein Roller ist keinesfalls für 1-2 Personen, nein eine fünfköpfige Familie hat  darauf gemütlich Platz – außerdem kann man ALLES darauf transportieren, egal wie ausladend

–  Dies gilt auch für Tuk Tuks: eigentlich meist nur für 2-4 Personen ausgestattet, so können auch  8-10 darin Platz nehmen

–  Auch wenn hier Rechtsverkehr herrscht, so sieht man das nicht so eng; meist kommen also aus allen Richtungen Autos/ Roller/ Tuk Tuks und Vorsicht beim Straßen überqueren, man achtet hier keinesfalls auf Fußgänger

– Schlafanzüge sind voll im Trend: man trägt sie hier nicht etwa zum Schlafen sondern den ganzen Tag zu jeder Gelegenheit – beim Einkauf, zum Essen und so weiter…

– Männer tragen lange Fingernägel – meist der kleine, aber hier auch öfter mal mehrere an beiden Händen. Dies ist ein Statussymbol und soll zeigen, dass er nicht körperlich arbeiten muss

–  Man trinkt aus Plastiktüten – Eis rein, Flasche auf, Getränk rein – fertig  (und manch Touri aus einem Eimer)

–  Messer gibt es nicht – die Gabel wird zum Zerkleinern der Speisen genutzt und der Löffel quasi als Gabel

–  Den Fächer kann man auch als Hut tragen

–  Und zum Tanzen trägt man keine Schuhe – das kann man ja in Deutschland so machen

–  Berlin is the Capital of Germany, Munich – Bavaria, 82.000.000 Einwohner (eigentlich ja mehr, aber dies wussten die Straßenkinder über Deutschland – alle!)

–  Die Fanta schmeckt nicht wie Fanta

– Coca Cola light ist teurer als normale Coca Cola – obwohl doch eigentlich weniger drin ist

–  Es ist doch nicht heiß – im Mai ist es viel heißer

–  Nach einem Jahr in Kambodscha wären wir auch schwarz, ganz bestimmt! Darauf bestand zumindest unser Tuk Tuk Fahrer

–  Weiße Wäsche wird trotz Reinigung nicht sauber – es riecht zwar wieder gut, aber nimmt eher einen gelben Schimmer an

–  Man schwitzt einfach nur – und man sollte es zulassen und laufen lassen, denn man kann einfach nichts dagegen tun

–  Kambodscha ist relativ teuer – aber wir waren ja auch nur in Tourihochburgen

– Ich bin eine Lady.

Natürlich haben wir noch viel mehr gelernt und werden so viele tolle Eindrücke mit nach Hause nehmen, aber so ist es mal von einer lustigen Seite betrachtet und das gehört ja auch dazu. Und wenn die Kambodschaner eins haben, dann ist es Humor. Aber wir sind uns eigentlich ziemlich sicher, dass wir irgendwann einmal wiederkommen wollen.

Morgen geht es für uns weiter. Leider verlassen wir Kambodscha nun und fahren mit dem Boot weiter nach Vietnam – Chao Doc. Das liegt schon im Mekong Delta und wir freuen uns unheimlich darauf. Dort werden wir dann wahrscheinlich nur eine Nacht bleiben, um dann tiefer ins Delta reinzufahren.

Goodbye Cambodia – Good morning Vietnam!!!



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4 Antworten zu “Phnom Penh”

  • Calau sagt:

    Schön von euch allen zu lesen. Wir sind nun gut in Saigon angekommen… und sind ganz begeistert – das Hostel ist toll!! Und tickets für nen Zug nach Hue morgen haben wir auch schon…
    @ Ingvi, ja meine Süße, das würde dir gefallen mit dem Schlafanzug, aber so schöne Modelle wie die hier haben, hast du bestimmt nicht :-))))
    @ Mamutschi, keine Ahnung warum du nich mehr freigegeben warst, aber jetzt sieht man deine Kommentare.
    @ Kathi, schön, dass es dir gut geht!!! Hast du denn schon neue leute kennen gelernt?? wir denken noch oft an dich und finden es sehr schade, dass du nicht mehr dabei bist… aber so können wir dir schon mal ein paar tipps geben! Phnom Penh – mehr als ein Tag nicht nötig. und nimm NIE einen Bus von Chau Doc nach Tan Cho… warum, kannste beim nächsten beitrag lesen 🙂 was macht der quallenbiss???

    Drücken euch alle ganz fest

  • Mamutschi sagt:

    Hallo Ihr zwei, irgendwie wird mein 1.Kommentar geprüft. Ich habe schon gestern meine Begeisterung ausgedrückt, aber der Kommentar wird nicht genommen, komisch??????
    Super schön, immer aufs Neue von Euch zu lesen!! Kussi Eure Mamutschi

  • Ingvi sagt:

    Danke für diesen wunderschönen neuen Bericht!! Kambodscha wäre definitv was für mich – den ganzen Tag im Schlafanzug!!! @Carla – da hast Du Dir ja nen hübschen Verlobten ausgesucht, Laura ist bestimmt neidisch!
    Viele Küsse und Umarmungen!!

  • Mamutschi sagt:

    Ich bin begeister!!
    Danke das ich teilhaben darf! Es macht von Station zu Station immer Spaß von Euch zu lesen. Kuss Eure Mamutschi

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